Leben nach dem Filmriss

K.o.-Tropfen sind nur wenige Stunden im Körper nachweisbar. Foto: ZDF / Tim Förderer

K.o.-Tropfen sind nur wenige Stunden im Körper nachweisbar. Nach der Tat zu beweisen, dass es nicht einvernehmlich geschah, ist in vielen Fällen schwer. Wie Frauen nach so einem Erlebnis weiterleben können, zeigt die am 15. Mai erstmals ausgestrahlte „37°”-Dokumentation „K.o. getropft – Leben nach den Filmriss”  (siehe: https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad)   Autorin Annette Heinrich erzählt von drei jungen Frauen, Nina, Lulu und Felina, die betäubt und vergewaltigt wurden, was sie ein Leben lang prägen wird: Sie leiden unter Ängsten, Panikattacken, Albträumen, Schuldgefühlen, Ekel und Selbsthass.

„Ein Junge hat einen Drink ausgegeben Wir haben getanzt, und dann wird es dunkel mit meinen Erinnerungen. Wie eine Art Filmriss.” Am Morgen wacht Nina
nackt im Park auf. Was ist passiert? Sie liegt in einem Gebüsch mit dem schrecklichen Gefühl, vergewaltigt worden zu sein. Am nächsten Tag geht sie zur Polizei und wird rechtsmedizinisch untersucht. Um K.-o.-Tropfen nachweisen zu können, ist schon zu viel Zeit vergangen. Als schließlich die Laborergebnisse vorliegen, fällt Nina in ein noch tieferes Loch. DNA-Spuren beweisen, dass sich mindestens zwei Männer in der Tatnacht sexuell an der jungen Frau vergangen haben.

Auch die 24-jährige Lulu aus Kiel wurde vor einem Jahr von zwei Männern vergewaltigt. Es waren Bekannte, die das Mädchen besuchte, um einfach nur einen netten Abend zu verbringen. Die jungen Männer servieren ihr einen Cocktail, und bald darauf erlebt Lulu den Albtraum ihres Lebens. „Ich war plötzlich wie gelähmt.” Die Männer haben ihr Opfer betäubt, um sich auf schrecklichste Weise an ihm zu vergehen und dies auch noch zu filmen. Am nächsten Morgen kann sich Lulu wieder bewegen. Es gelingt ihr, aus der Wohnung ihrer Peiniger zu flüchten und mit Hilfe ihres Freundes die Polizei zu alarmieren. Lulu wird im Krankenhaus versorgt, die Täter kommen in Untersuchungshaft.

Der junge Mann, der Felinas Hilflosigkeit ausnutzt und Sex mit ihr hat, wird dagegen nie für seine Tat belangt. Die heute 21-Jährige feiert vor dreieinhalb Jahren mit Freunden in Schwerte auf einem Abiball, als ihr plötzlich schlecht wird. Sie geht nach draußen, weiß noch, dass ihr Körper ihr nicht mehr gehorcht und sie sich auf der Wiese heftig übergeben muss. Ein junger Mann ist bei ihr. Er war früher mal auf ihrer Schule, sie kennt ihn vom Sehen. Doch statt Hilfe zu rufen, nimmt er das völlig weggetretene Mädchen mit nach Hause. Laut seiner späteren Aussage will sie trotz großer Übelkeit Lust gehabt haben, mit ihm zu schlafen. Von all dem weiß die damals 17-Jährige nichts mehr. Felinas Erinnerungen setzen erst wieder ein, als sie am nächsten Morgen nackt in einem fremden Bett aufwacht. „Ich wusste, dass etwas Schreckliches passiert ist, aber wollte das erstmal nicht an mich ranlassen!”

Zu der Zeit läuft bereits seit Stunden die fieberhafte Suche nach dem jungen Mädchen, das in der Nacht nicht nach Hause gekommen ist. Felinas Eltern und Freunde befürchten das Schlimmste, vor allem, als das Handy des Mädchens auf der Wiese gefunden wird. Der junge Mann, der sich um die Schülerin „gekümmert” haben will, erfährt über einen Facebook-Aufruf von dem Aufruhr und gibt Felina ein Telefon, um ihre Familie anzurufen. Felina lässt sich von ihrer Mutter ins Krankenhaus fahren und umfassend untersuchen. “Eigentlich hat jeder gedacht, sie hätte zu viel getrunken, würde das mit den K.-o.-Tropfen nur als Ausrede benutzen”, resümiert eine Freundin. Erst als die Untersuchungsergebnisse beweisen, dass sie mit einem Medikamentencocktail betäubt wurde, geht es ihr etwas besser. Dennoch reichen diese Tatsachen nicht aus, um dem jungen Mann einen Prozess zu machen.

Für alle drei Frauen geht der Kampf nach der Tat weiter. Sie leiden unter Ängsten, Panikattacken, Albträumen, Schuldgefühlen, Ekel und Selbsthass. Doch die Frauen geben nicht auf. Und sie haben Unterstützung aus ihrem nächsten Umfeld – Familie, Freunde, Partner, aber auch Therapeuten und Anwälte. (Quelle: ZDF-Pressemeldung)