Kunst am sozialen
Wohnungsbau

Dort, wo die B73 und die Güterbahn das Harburger Zentrum und den Harburger Hafen trennen, blickt man jetzt auf eine Figur, für dessen Gestaltung der Künstler Millo das Ambiente der vielen Fachwerkhäuser in der näheren Umgebung aufgegriffen hat. Foto: Jugendhilfe e.V.

160 Quadratmeter   Fassadenkunst krönen seit kurzem das Leuchtturm-Wohnprojekt des Hamburger Suchthilfeträgers Jugendhilfe e.V. in Hamburg-Harburg. Eingeweiht wurde es am vergangenen Wochenende mit einer Präsentation des Werks von Milli, wie sich der Künstler mit bürgerlichem Namen Francesco Camillo Giogino nennt, sowie einer Tanzperformance. 

„Für mich öffnet die Figur auf dem Bild ihr Herz für Wohnungssuchende und repräsentiert damit das Gebäude von Jugendhilfe e.V. mit seinem Ziel, Menschen ohne gesicherten Wohnraum ein Zuhause zu schaffen“, erklärte Lucas Grellmann vom Urban Art Institute Hamburg e.V., einer der Initiatoren des Projekts „Walls can dance“ mit seinen inzwischen 13 Fassadenkunstwerken in  Hamburg Harburg.

Neue Heimat für 73 Menschen

Das Gebäude am Wallgraben 48, auf dem das neue Kunstwerk nun prangt, besteht aus zwei Wohnhäusern mit 37  1 bis 5-Zimmer-Wohnungen  für „vordringlich wohnungssuchenden Menschen“,  wobei die 1 ½ Zimmer-Wohnungen den größten Anteil ausmachen. Insgesamt haben hier 73 kleine und große Menschen ein neues Zuhause gefunden. Zusätzlich gibt es einen Gemeinschaftsraum mit Lehrküche.  Voraussetzung für den Einzug ist ein Dringlichkeitsschein oder eine Dringlichkeitsbestätigung. Die Miete beträgt 6,50 Euro netto kalt pro Quadratmeter, und der unbefristete Mietvertrag ist nicht an die Betreuung durch Jugendhilfe e.V. oder einen anderen sozialen Träger gekoppelt.

Eigenes Blockheizkraftwerk und Sozialberatung

Weitere Besonderheiten: Die beiden Wohnhäuser sind als „nachhaltige Massivholzbauten“ mit einem eigenen Blockheizkraftwerk errichtet worden. Ab Juni 2022 gibt es eine eigene  Sozialberatung für die Mieterinnen und Mieter.   Schwerpunkte der Beratung sind: Unterstützung im Umgang mit Behörden und im Alltag sowie die Planung von Gemeinschaftsaktivitäten zur Stärkung der Hausgemeinschaft und das Knüpfen von Kontakt mit alteingesessenen Anwohner*innen. Die Sozialpädagog*innen-Stelle wird von der Hermann Reemtsma Stiftung finanziert. 

Hintergrund des Projekts: Die schwierige und sich weiter zuspitzende Lage auf dem Hamburger Wohnungsmarkt bekommen die von Jugendhilfe e.V. betreuten Klient*innen besonders zu spüren. Deshalb entwickelte der Träger die Idee, selbst für diese Menschen  zu bauen.  Das Grundstück Wallgraben 48 wurde von der Stadt Hamburg in einem Konzeptverfahren an den Verein Jugendhilfe e.V. vergeben, um dort Wohnungen für vordringlich Wohnungssuchende zu errichten. Gefördert wurde der Bau von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank. (rd)