Mehr Depressionen, mehr PTBS, mehr Suizide, mehr Konflikte, mehr Fluchtbewegungen …: Die Bedrohung durch den Klimawandel rückt immer näher an den Menschen und damit auch an die Psychiatrie. Die reagiert: Die DGPPN * hat eine Task-Force gegründet und will 2022 konkrete Vorschläge und Initiativen für klimaneutrale Psychiatrie-Versorgung und -Forschung vorstellen. Und sie initiierte für den Jahreskongress eine hochkarätig besetzte Veranstaltung mit dem Titel „Gesunde Erde für die Seele – was Klimaschutz für unsere Psyche tut“. Den Impulsvortrag hielt der Arzt, Fernsehmoderator, Autor und Klimaaktivist Dr. Eckart von Hirschhausen.
Es fängt vermeintlich harmlos an: Er sehe mehr und mehr Menschen mit „Eco distress“, führte der Berliner Psychiater und Stressforscher Prof. Dr. med. Mazda Adli ein. So wird eine neuartige Erscheinung von Stress als emotionale Reaktion rund um Wissen und Ereilen des Klimawandels bezeichnet. Besonders anfällig für Folgen der Klimakrise sind psychisch Kranke. Studien zufolge führt Hitze zu mehr Klinikaufenthalten und mehr Suiziden.
„Klima geht in den Kopf!”
Indirekte Effekte seien Nahrungsmittelknappheit und Migration, so der Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin weiter. So hätten allein 2020 weltweit rund 30 Millionen Menschen aufgrund von Naturkatastrophen oder extremen Wetterereignissen ihre Heimat verlassen müssen. „Mit jeder Einheit mehr Temperatur wächst die Wahrscheinlichkeit von Konflikten“, mahnte Adli: Die Psychiatrie sei wohl beraten, sich zu wappnen. „Klima geht in den Kopf!“ Experten und Ärzte sprächen inzwischen mit Bezug auf die Klimakrise von einem „medizinischen Notfall“.
„Das Hirn ist das hitzeempfindlichste Organ des Menschen“, die Klimakrise sei die größte Gefahr im 21. Jahrhundert, so TV-Arzt Hirschhausen, der seinen Vortrag mit einem Hirn in der Hand begann und sich seit einigen Jahren in der Klimabewegung engagiert und mit demonstriert. Kürzlich hat er auch ein Buch zum Thema („Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“) veröffentlicht, wie er beim Kongress mehrfach erwähnte. Er rief die Psychiaterinnen und Psychiater auf, Multiplikator zu werden.
„Immer weiter forschen hat noch nichts verändert”
„Wie kommen wir von der Erkenntnis ins Tun“ – das sei eine zentrale Fragestellung angesichts weit verbreiteter psychologischer Abwehrmechanismen. Hirschhausen verdeutlichte sie anhand eines Fotos von Golfspielern, die vor dem Hintergrund eines brennenden Waldes unmittelbar hinter ihnen weiter spielen. „Nur immer weiter forschen hat noch nichts verändert“, so Hirschhausen. An dramatischen Fakten zählte er auf: Allein 2018 habe es mehr als 20.000 Hitzetote in Deutschland gegeben. Als Folge von Extremwetter seien im Ahrtal 200 Menschen getötet und viele Tausend im wahrsten Sinne in ihren Grundfesten erschüttert worden. Man zähle 80.000 Tote infolge von Luftverschmutzung, in Europa würden inzwischen Tropenkrankheiten einziehen, es gebe schon im Januar Zecken und das Westnilvirus in Berlin, von zunehmenden Allergien ganz zu schweigen. …
(Den vollständigen Bericht lesen Sie in der neuen EPPENDORFER-Printausgabe, die am 3. Januar 2022 erscheint. Ein kostenfreies Probeexemplar können Sie unter info@eppendorfer.de anfordern. )
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)