Ghana: Kinder in Ketten

Die Organisation SOS-Kinderdörfer sorgt sich um psychisch kranke Kinder in Ghana. Symbolfoto: Pixabay

In Ghana kann es fatale Folgen haben, psychisch zu erkranken: Betroffene werden vor allem in ländlichen Regionen oft jahrelang angekettet. Auch Kinder und Jugendliche gehören zu den Opfern dieser brutalen Methode. Die SOS-Kinderdörfer fordern „ein sofortiges Ende der schockierenden Praxis” in Ghana.

Godknows Kporha, Jugendbeauftragter der Hilfsorganisation in Ghana, sagt: „Zwar konnte die Praxis schon deutlich eingedämmt werden, aber sie wird immer noch angewandt. Viele Menschen hier haben keine Ahnung, was psychische Erkrankungen überhaupt sind. Sie glauben, dass ein Fluch oder spirituelle Verwirrung hinter dem Verhalten ihrer Angehörigen stecken.” In ihrer Hilflosigkeit würden Familien deshalb ihre betroffenen Söhne, Töchter und Verwandten verstoßen oder in schwere Ketten legen, meist außerhalb ihres Hauses, angebunden an einen Baum. „Die Betroffenen sind bei jeder Jahreszeit draußen – bei Regen wie bei größter Hitze und werden meist nur mit dem Nötigsten versorgt”, sagt Kporha.

In „Prayer Camps” sollen Gebete heilen

Manche Familien würden auch Rat in sogenannten „Prayer Camps” suchen – religiösen Einrichtungen, die zu den gleichen Mitteln greifen: Betroffene mit psychischen Erkrankungen, Epilepsie oder auch Drogenabhängigkeit würden an Bäume gekettet, um sie daran zu hindern, anderen Menschen Schaden zuzufügen. Die Erkrankten sollen durch Gebete geheilt werden. Zeige sich keine Verbesserung, blieben sie auch hier für viele Jahre angekettet.

Nur vier Psychiatrien im Land

„Dabei ist die Gesetzeslage eindeutig: Die Praxis ist illegal!”, berichtet Kporha. Um Menschen mit psychischen Krankheiten wirklich helfen zu können, bräuchte es in Ghana dringend mehr Spezialisten. Aktuell gäbe es im ganzen Land lediglich vier psychiatrische Kliniken, und auf eine Million Einwohner käme ein praktizierender Psychiater. Ebenso mangle es an Psychologen und es fehle flächendeckend an Medikamenten. Laut der Weltgesundheitsagentur WHO bekommen in Ghana lediglich zwei Prozent aller Menschen mit psychischer Erkrankung eine adäquate Behandlung. (Quelle: SOS -Kinderdörfer)