Ausgerechnet das 10-jährige Jubiläum fiel mehr oder weniger aus: Jedes Jahr am 8. Mai gedenken die Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll, die Evangelische Akademie der Nordkirche, die Evangelische Stiftung Alsterdorf und die Stiftung Freundeskreis Ochsenzoll im Rahmen ihrer Veranstaltung „Erinnern für die Zukunft“ den Opfern der NS-Euthanasie. Aufgrund der Corona-Krise konnte die Veranstaltung in diesem Jahr nicht wie geplant stattfinden.
Der Opfer gedacht wurde trotzdem, in kleinem Rahmen: Prof. Dr. Claas-Hinrich Lammers (Asklepios Klinik Nord-Ochsenzoll), Dr. Stephan Linck (Ev. Akademie der Nordkirche), Dr. Michael Wunder (Evangelische Stiftung Alsterdorf) und Dr. Stephanie Wuensch (Stiftung Freundesreis Ochsenzoll) trafen sich am Mahnmal auf dem Gelände der Asklepios Klinik Nord in Ochsenzoll, nachdem zuvor auf dem Gelände der Evangelischen Stiftung Alsterdorf der traditionelle Kranz an der „Stolperschwelle“ niedergelegt worden war, einer symbolischen Markierung des Abfahrtsortes der Deportationsbusse.
In seiner Ansprache erinnerte Dr. Wunder an das Schicksal der ermordeten Klient*innen, die Opfer der ‚Euthanasie‘ wurden: „Wir wollen und wir können nicht vergessen, dass aus den ehemaligen Alsterdorfer Anstalten 630 Menschen in die NS-Euthanasie abtransportiert wurden. Es waren Menschen, die lachen und weinen konnten, die Freude hatten und die Angst hatten und die durch die Nationalsozialistische Ideologie zu „unwertem Leben“ erklärt wurden“. Ein Video des Gedenkens kann bei Youtube eingesehen werden.
Dr. Stephanie Wuensch, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Freundeskreis Ochsenzoll erklärte anlässlich des Gedenkens: „Auch 75 Jahre nach Kriegsende ist das Gedenken an die Menschen, die deportiert wurden, u.a. aufgrund von psychischen Erkrankungen oder geistiger Behinderungen, für uns als Stiftung Freundeskreis Ochsenzoll weiterhin sehr wichtig. Es ist die Anteilnahme an dem schrecklichen Schicksal der Betroffenen und dem Leid der Angehörigen. Es ist aber auch die Mahnung, dass so etwas nie wieder passieren darf und die dazu notwendige Beschäftigung mit den Motiven des einzelnen Täters und der gesellschaftlichen Dynamik. Darüber werden wir uns auch in den nächsten Jahren mit Vorträgen auseinandersetzen und engagiert diskutieren.“
Im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasie sind fast 6.000 Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung aus Hamburg in Tötungs- und Verwahranstalten gebracht worden. Über 4.700 von ihnen wurden nachweislich getötet. (rd)