Ein neuer Jäger

Der Autor, Musiker und Bühnenkünstler Rocko Schamoni hat sich der Lebensgeschichte Heino Jägers angenommen. Foto: Lidija Delovska

Heino Jäger lebt. Jedenfalls in der Erinnerung so mancher Autoren und Comedians. Neu ins Licht der Öffentlichkeit rückt ihn nun der Hamburger Autor, Entertainer, Musiker, Schauspieler und Bühnenkünstler Rocko Schamoni (bürgerlicher Name: Tobias Albrecht) mit seinem soeben im Hanser-Verlag erschienenen Buch „Der Jäger und sein Meister“.

Im Zentrum steht die Freundschaft von Joska Pintschovius zu Heino Jaeger, laut Verlag „einem hochbegabten Künstler, Stimmenimitator und Satiriker”, der kultisch als „Meister“ verehrt und am Ende „an seiner seelischen Durchlässigkeit verglühen” werde. Die Verbindung aus Genialität und Wahnsinn fasziniere den Erzähler und Chronisten Schamoni, der sich in der Ergründung dieses Lebens „persönlicher und verletzlicher” zeige als je zuvor.

Der Scherbenzeichner von Schleswig

Und Jäger? Der landete als Scherbenzeichner für Museen in Schleswig, wo er am Bahnhof den Volkskundler Joska Pintschovius kennen lernte,  der Jaegers bester Freund und zum Schluss auch Vormund wird und 2005 ein Buch über Leben und Werk des Freundes herausgab. Später wird Jäger zu einer Kultfigur der 70er Jahre. Als Hitler-Parodist steht er u.a. mit Hanns Dieter Hüsch auf der Bühne, Radioauftritte im WDR folgen, Monologe, Schallplatten, schließlich die legendäre Sendung „Fragen Sie Dr. Jaeger“ im Saarländischen Rundfunk. 

Später kommt er in die geschlossene Psychiatrie in Ochsenzoll. 1983 lässt er sich  nach Bränden und Wohnungsverlust in ein sozialpsychiatrisches Heim  in Bad Oldesloe einweisen, wo er 1997 stirbt. Mehr zu Heino Jägers Lebensweg lesen Sie in einem Bericht über den Dokumentarfilm „Look before you kuck“.

Rocko Schamoni,  Bestsellerautor (“Dorfpunks”, “Große Freiheit”) und Mitglied der Gruppe Studio Braun, hasst Witze mit Pointen. „Ich konnte Pointen noch nie ertragen”, sagt er im Interview mit der Hamburg-Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT. „Auch nicht das Warten auf die Pointe, darauf, dass man endlich auf Befehl loslachen darf, die Ablachzeit. Die Ablachzeit ist für mich die Hölle auf Erden.”

Stattdessen schätze er den “pointenlosen Humor”  Heino Jaegers.  “Jaeger macht einen Bruch in der Gegenwart sichtbar”, schwärmt Schamoni über Jaegers Hörspiele, in denen dieser die Sprechweisen anderer Menschen imitierte, und über dessen Zeichnungen, die oft rätselhafte Vogelwesen, Ruinen, Militärmotive und Alltagsszenen zeigten. Zu den erklärten Fans Heino Jaegers gehören auch Olli Dittrich, Heinz Strunk und Loriot. (rd)

Schamoni geht mit Heino Jäger auf große Lesereise, die ihn über Osnabrück (23.9.), Köln (2.10.), Hannover (7.10.) und Bremen (8.10.) bis Stuttgart (20.11.) und Freiburg (21.11.) sowie anschließend in die Schweiz und nach Österreich führt.