Dokumentation:
„Eiffe for President”

Bei Dreharbeiten für den „Eiffe-Film": Christian Bau im Fiat Topolino. Foto: Archiv die thede

Mai 1968: Er ist nur gut zwei Wochen aktiv, aber wie: Nahezu manisch ist Peter Ernst Eiffe in Hamburg unterwegs und überzieht Toiletten, Verkehrsschilder und Briefkästen mit seinen Sprüchen und Parolen. Vermutlich ist er der erste Graffitiwriter Deutschlands, der dafür die damals neuen Filzschreiber verwendete. Seine kurze Berühmtheit findet einen spektakulären Höhepunkt, als er mit einem Fiat in die Wandelhalle des Hauptbahnhofs fährt und die „Freie Republik Eiffe” ausruft. Daraufhin landet er in der Psychiatrie. Der Dokumentarfilm „Eiffe for President – Alle Ampeln auf gelb” hat Eiffe ein Denkmal gesetzt.

Der „Held” ist eine tragische Figur. Ein Langzeitpatient. Er soll schwer an den Folgen einer Lithium-Vergiftung gelitten haben und verbrachte seit 1970, wohl mit einer schweren Depression eingeliefert, viele Jahre in der Ricklinger Psychiatrie. Weihnachten 1982, mit knapp über 40 Jahren, verschwand er von dort, seine Leiche wurde viele Wochen später auf einer Moorwiese entdeckt.

In den 1990er-Jahren fingen der Filmemacher Christian Bau und Artur
Dieckhoff an, sich mit Eiffe zu beschäftigen. In ihrem Dokumentarfilm
»EIFFE FOR PRESIDENT« erzählen sie seine Geschichte. Verwandte, Freunde,
Weggefährten, auch ehemalige Krankenpfleger erinnern sich und schildern seinen Werdegang und seine Außenseiterrolle im SDS. Den einen gilt er als „Rebell mit Filzstift”, für die anderen ist er der „Hofnarr der APO”.

„Die Zeit ist reif, Eiffe neu zu entdecken”, heißt es in der Pressemitteilung des Verlags Assoziation A. Deshalb habe sich die thede – ein Zusammenschluss dokumentarisch arbeitender Filmemacher – entschlossen, den Film zu digitalisieren und zusammen mit einem Buch als DVD neu herauszubringen. Finanziert wurde dies über Crowdfunding. Das Buch enthält zahlreiche Fotos, Sprüche und Texte von und über Eiffe, 1968 und Graffiti-Kunst. (rd)

thede e.V., die (Hg.): Eiffe for President – Alle Ampeln auf Gelb, Für die thede herausgegeben von Christian Bau in Zusammenarbeit mit Artur Dieckhoff, ISBN 978-3-86241-470-3, erschienen 10/2019, 144 Seiten, 20,00 Euro, Buch mit Film auf DVD.

Das Projekt feiert am Dienstag, 29. Oktober, im Metropolis-Kino in Hamburg Premiere (19 Uhr). Weitere Termine: Sonntag, 10.11., 11 Uhr, Abaton Kino, Hamburg, Filmvorführung mit Buchvorstellung und Diskussion. Sonntag, 17.11., 17 Uhr, 3001 Kino.

Einen ausführlicheren Bericht lesen Sie in der aktuellen Printausgabe EPPENDORFER 6/2019 (ein kostenloses Probeexemplar können Sie unter info@eppendorfer.de anfordern)

Trailer zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=MLh5lc63Va8

Der Deutschlandfunk sendete kürzlich ein hörenswertes Interview mit Filmemacher und Ko-Herausgeber Christian Bau:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/vergessener-graffiti-kuenstler-eiffe-der-aussenseiter-mit.2156.de.html?dram:article_id=461668

Auswahl seiner Sprüche (n. Wikipedia)

  • Eiffe, der Bär kommt
  • Sei keine Pfeife, wähl Eiffe
  • Eiffe der Bär ist lieb, stark und potent
  • Eiffe sucht Frauen, die Französisch und Chinesisch können, sowie gesunde Senatoren
  • Eiffe Bundeskanzler, Springer Außen-, Augstein Innen-, Bartels vom Eros-Center als Familienminister, Heinemann Rest
  • New York, Tokio, Wandsbek: Eiffe für alle
  • Eiffe sieht gut aus. Eiffe schafft ein befriedigtes Deutschland. Eiffe will Bundeskanzler werden
  • Kein Hammer, keine Sichel, nur Eiffes Hand auf Hamburgs Michel
  • Richtet mit und ohne Finger stets den Strahl auf Axel Springer
  • Eiffe for president, alle Ampeln auf gelb