Durch dick und dünn

Das Körpergesicht beeinflusst zunehmend nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Karriere. Foto: pixabay

Durch dick und dünn gingen die Teilnehmer der „Herrenhäuser Gespräche” – eine Veranstaltungsreihe von VolkswagenStiftung und NDR Kultur – am Donnerstag, 23. August, die am 23. September im Radio ausgestrahlt wird. Unter dem Titel „Dick oder dünn? Der Tanz ums goldene Körpergewicht” drehte sich ab 19 Uhr im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen, Hannover, alles um den Zusammenhang von Körpergewicht und sozialer Stellung. Und um die Frage, was es braucht, damit sich Dick und Dünn gleichermaßen wohl und anerkannt fühlen. Denn aktuell sind die Dicken stark im Hintertreffen. Aber das war nicht immer so …

59 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen in Deutschland sind übergewichtig, so das Ergebnis des 13. DGE-Ernährungsberichts. Füllig zu sein, ist also für viele normal. Gleichwohl haben Dickere weniger Macht, als ihre Zahl erwarten ließe: „In Führungspositionen dominieren Smarte, Trainierte, Schlanke. Ihnen traut man mehr zu; denn wer diszipliniert isst und gesund lebt, dokumentiert Verantwortungsbewusstsein und Leistungswillen”, so die Ankündigung der Veranstaltung.

„Solche gesellschaftlichen Standards werden befeuert durch den Kult um perfekt modellierte Stars, den allgegenwärtigen Vergleichsdruck und immer neue Gesundheitsmaximen. Das nährt den Schlankheitswahn, schürt Versagensängste, produziert Ausgrenzung“, heißt es weiter.

Das war mal ganz anders: Etwa 1599 ließ Shakespeare den hageren Julius Cäsar in seiner gleichnamigen Tragödie ausrufen: „Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein“, und bis ins ausgehende 20. Jahrhundert verkörperten dicke Männer wie Helmut Kohl und Franz Josef Strauß die Fülle der Macht. Warum hat sich die Einstellung zum fülligen Leib so verändert? Ist Übergewicht tatsächlich ein Indiz für Disziplinlosigkeit und Kontrollverlust? Wer prägt unser Bild vom idealen Körper? Bestimmt die Silhouette unsere Stellung in der Gesellschaft?

Auf dem Podium diskutieren darüber: Prof. Dr. Eva Barlösius (Institut für Soziologie, Leibniz Universität Hannover, Autorin von „Dicksein. Wenn der Körper das Verhältnis zur Gesellschaft bestimmt“), Prof. Dr. Jutta Mata (Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie, Universität Mannheim), Stephanie Frfr. von Liebenstein (Promovendin: „Dicke Körperlichkeit in der Frühen Neuzeit, FU Berlin, Gründerin der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung“) sowie PD Dr. Thomas Ellrott (Institut für Ernährungspsychologie, Georg-August Universität Göttingen). Es moderiert:  Dr. Ulrich Kühn, NDR Kultur.

Die Diskussion wird am 23. September  2018  ab 20 Uhr auf NDR Kultur ausgestrahlt.