Ferndiagnosen sieht er kritisch, lehnt er eigentlich ab. Aber es stimme, dass das offizielle Verhalten von Donald Trump dem entspreche, was in einer persönlichen Diagnose als so genannter bösartiger Narzissmus benannt werde, so Prof. Otto Kernberg in einem Video-Interview mit der 3sat-Sendung Kulturzeit. Dem Syndrom eines malignen Narzissmus, das der Wegbereiter der Erforschung und Behandlung von schweren Persönlichkeitsstörungen beschrieben hat, ordnete er eine narzisstische Persönlichkeit, intensive Aggressionen, antisoziales Verhalten sowie eine paranoide Einstellung zu. Er sei in Sorge um Amerika, so Kernberg, angesichts eines Präsidenten, der Spaltung anheize, um wiedergewählt zu werden.
Kernberg, 92, ist eine Koryphäe und ein Phänomen: Rund 500 Meter vom Trump-Tower entfernt lebend, forsche und behandle der Arzt und Psychoanalytiker bis heute rund 60 Stunden pro Woche und jogge durch den Central-Park, verriet Prof. Manfred Lütz am 17. September in der Talk-Show von Markus Lanz, der den Bestsellerautor als „Der deutsche Psychiater“, der „unser Neurosengärtner“ geworden sei, ankündigte.
Kurz vor dem Lockdown reiste Lütz – der, coronabedingt, aktuell mal eben zwei neue Bücher veröffentlicht hat – nach New York, um mit dem „berühmtesten Pychotherapeuten der Welt“ zu reden. 22 Stunden lang.
Lütz ist übrigens der Ansicht, dass Trump kein pathologischer Narzisst ist. Grund: „Donald Trump leidet nicht!“ machte Lütz deutlich. Der amerikanische Präsident sei ein zutiefst unmoralischer Mensch, der von seinem Vater gelernt habe, dass das wichtigste sei, Geld und Erfolg zu haben und der Größte zu sein. (hin)
Mehr zu „Was hilft Psychotherapie, Herr Kernberg?“ sowie Lütz’ Neuauflage „Neue Irre – Wir behandeln die Falschen“ lesen Sie in der nächsten EPPENDORFER- Printausgabe, die am 9. November erscheint.