Jeder kann Lebensmittel hineinlegen in die Bargteheider GRATIS-ESS-BAR, und jeder, der welche benötigt, kann für seinen unmittelbaren Bedarf etwas für sich herausnehmen – gerade in Zeiten des Lockdowns eine Unterstützung für Menschen, die weniger Geld als andere zum Leben haben. Das Projekt ist eine Initiative der tohus gGmbH, einem Anbieter von Hilfen für Menschen mit psychischen Schwierigkeiten und Suchtproblemen in Stormarn.
Die Idee entdeckte Maike Beecken im Programm der ARD in einem Beitrag über New York, der sie elektrisierte. Es ging um eine Künstlerinitiative, die mitten in Brooklyn einen türkisfarbenen Kühlschrank aufgestellt hatte, um finanziell von der Corona-Pandemie Betroffenen einen einfachen und kostenfreien Zugang zu Lebensmitteln zu verschaffen. Aufschrift „Take what you need – Leave some for others“. So etwas könnte man doch auch in Bargteheide machen, dachte die Streetworkerin der tohus gGmbH und begann, diese Idee zusammen mit ihrem Kollegen Fabian Josten und interessierten Klient*innen in Form einer GRATIS-ESS-BAR in die Tat umzusetzen.
Am Freitag, dem 19. Februar, war es dann so weit. Auf dem Gelände der tohus gGmbH und Foto Jessen gegenüber dem Rathaus bemalte ein Bargteheider Künstler einen ausrangierten Kühlschrank. Das Motto: täglich von 10-18 Uhr kann jeder frische, verpackte Lebensmittel hineinlegen. Und wer es braucht, kann sich welche herausnehmen – Tür öffnen, auswählen, zugreifen, Tür schließen und zu Hause eventuell eine leckere Mahlzeit kochen. Und damit alles hygienisch zugeht, wird der Kühlschrank einmal täglich gereinigt und auch das Haltbarkeitsdatum des Inhalts überprüft. Maike Beecken: „Wir Streetworker erleben in diesen Zeiten des Lock-Downs, dass sich die soziale Lage vieler Menschen durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit zunehmend verschärft. Andererseits sind viele Menschen bereit, sich zu engagieren. Die GRATIS-ESS-BAR bietet beiden neue Möglichkeiten.“
Viele Passanten reagierten positiv auf die Aktion, bleiben stehen und fragen nach. Margret Büchler: „Das ist doch großartig. Es sind doch so viele bedürftig und bevor ich Lebensmittel wegwerfe, kann ich sie doch hierher bringen.“ Als Sönke Timmermann mit seinem Sohn Adrian vorbeischlendert, nickt er anerkennend: „Ich finde es klasse, weil es immer gut ist, für Menschen etwas zu machen, die es im Leben nicht leicht haben und sich dann auch noch selber beteiligen können.“
Bereits Mitte Dezember hatten die Streetworker der tohus gGmbH mit einem ähnlichen Projekt begonnen. In Bahnhofsnähe auf dem Gelände der Villa Wacker kochen sie jeden Dienstag frisches Gemüse in einem Kessel und geben diesen Eintopf zwischen 15 und 17 Uhr an hungrige Menschen aus – an Singles, Paare und Familien, die mit ihren Tupper-Dosen vorbeikommen und sich einschenken lassen. Dabei ergeben sich – natürlich mit ausreichend antiviralem Abstand – manchmal kurze Gespräche. SOUL-KITCHEN nennen sie dieses Projekt und entsprechend werden die Menschen auf dem Gelände der Villa Wacker immer dienstags mit Soulmusik beschallt.
Viele Menschen aus der Umgebung haben sich bereit erklärt, beim Kochen auf dem Gelände der Villa Wacker mitzumachen. Doch wegen der Corona-Auflagen ist das leider nicht möglich. Auch deshalb haben die tohus- Streetworker die GRATIS-ESS-BAR initiiert. Noch ist der alte Kühlschrank in der Rathausstraße 21 allerdings nicht an das Stromnetz angeschlossen. Sollte sich das Projekt bewähren, müsste für die kommenden wärmeren Tage ein neuer angeschafft werden – mit öffentlichem Segen, Strom-Paten und allem, was sonst noch dazugehört.
(Quelle: tohus gGmbH)