Die Kunst des Hörens

Die Performance-Künstlerin Marina Abramović umarmt einen Baum. Foto: screenshot/arte tv

Im März 2019 fand in der Alten Oper Frankfurt ein noch nie dagewesenes Großprojekt statt. Die Künstlerin Marina Abramović bereitete eine Woche lang 2.000 Menschen in speziellen Workshops darauf vor, Musik „anders” zu hören. Ein weiterer Höhepunkt in der langen, außergewöhnlichen Karriere der serbischen Künstlerin Abramović, über den arte in der Dokumentation „Marina Abramovic – Die Kunst des Hörens“ berichtet.

 Die Tochter serbischer Partisanen wurde 1946 in Belgrad geboren. Sie studierte Kunst,  ging 1975  in den Westen. In Amsterdam traf sie den deutschen Künstler „Ulay“, mit dem sie lange Jahre in Performances zusammenarbeitete. Im Kern ihrer Arbeit standen teils sehr politische Grenzerfahrungen, mit denen sich die Künstlerin oft in extreme Situationen brachte. Mit Bezug auf den jugoslawischen Bürgerkrieg etwa sah man Marina Abramović, wie sie auf einem Berg von 1.500 blutigen Knochen saß, diese wusch und dazu Totenlieder sang.

Im März dieses Jahres fand in der Alten Oper Frankfurt wiederum ein noch nie dagewesenes Großprojekt statt. Die Künstlerin Marina Abramović bereitete eine Woche lang 2.000 Menschen in speziellen Workshops darauf vor, Musik „anders” zu hören. „Angetrieben von dem Zweifel, dass die ständige Reizüberflutung der Gegenwart verhindert, die einfachen und wichtigen Dinge wahrzunehmen, hat sie eine Reihe von Übungen zur Besinnung und Bewusstseinsschärfung entwickelt – die Abramović-Methode“. Ausdauer und Aushalten – das sind zwei Grundpfeiler der Arbeiten von Marina Abramović. 

Die weltberühmte Performancekünstlerin nutzt die Übungen ihrer Methode selbst, um sich auf ihre Langzeit-Performance-Arbeiten vorzubereiten. So wie bei „The Artist Is Present”, als sie 720 Stunden lang im New Yorker Museum of Modern Art insgesamt 750.000 Besuchern schweigend gegenübersaß. 

„Die Dokumentation zeigt, wie die schonungslose Künstlerin ihre Methode auf das Publikum eines klassischen Konzerts angewendet hat”, so arte. Die Teilnehmer folgten ihr durch mehrstündige Übungen und bereiteten sich so auf den krönenden Konzertabschluss in der Alten Oper mit der Geigerin Carolin Widmann, dem Cellisten Nicolas Altstaedt, dem Pianisten Fazil Say und vielen anderen vor. 

Der Film schaut aber auch auf die lange Karriere von Marina Abramović zurück, die spätestens seit „The Artist Is Present“ ein popkulturelles Phänomen sei, so Arte. „Der Schmerz ist dazu da, um uns zu schützen, auch vor uns selbst“, sagt sie in einem Filmausschnitt.  Wenn man sich einmal wirklich ausgeliefert habe, verstehe man, das man den Schmerz aushalten und damit eliminieren könne. Den Schmerz so unter Kontrolle zu bekommen, für die Künstlerin ein Weg der Befreiung. Heute versucht sie, durch spirituelle Praxis zu heilen. Die Kamera zeigt sie beim Umarmen von Bäumen. (rd/Quelle: arte)

„Die Kunst des Hörens” – noch bis 23. Januar in der Arte-Mediathek.

https://www.arte.tv/de/videos/093235-000-A/marina-abramovic-die-kunst-des-hoerens/