Robert Peroni war in den 1980er Jahren als Extremsportler bekannt. So überquerte Peroni als erster zu Fuß den Eispanzer Grönlands an seiner breitesten Stelle. Bei dem Weltrekord, den er bis heute hält, verliebte er sich so sehr in das Land und seine Menschen, dass er beschloss, sein Leben zu ändern. Statt weiter Geld und Ruhm zu suchen, zog er in den Hohen Norden mit neuer Mission: Er wollte das letzte Jägervolk Europas vor dem Untergang retten. Das macht er auch, indem er in einem kleinen ostgrönländischen Ort ein besonderes Hotel namens „Red House“ führt. Ein aktueller Dokumentarfilm gleichen Namens zeigt den Alltag Peronis und die psychischen Probleme einiger Bewohner von Tasiilaq, denen er hilft.
Kulturwechsel: Sozialhilfe statt Wildtierjagd
Seit Felle und Fleisch der Wildtiere nicht mehr gehandelt werden dürfen, haben die Jäger ihre Existenzgrundlage verloren. Stattdessen erhalten sie Sozialhilfe aus Dänemark. Die Dänen wollten allen Grönländern gleiche Chancen auf Bildung und Gesundheitsvorsorge bieten. Deshalb bekamen die Jägerfamilien feste Häuser und wurden in Dörfer umgesiedelt. Ihr Leben als Halbnomaden mussten sie aufgeben. Doch diese Umpolung ist bis heute „nicht verdaut“, so beschreiben es die Dokumentarfilmer:
Missbrauch an Kindern und hohe Suizidrate
„Verhaltensmuster der Vergangenheit stecken weiterhin in den Köpfen der Grönländer und sind schwer in den Griff zu kriegen. Dazu gehören der Missbrauch an Kindern ebenso wie eine hohe Selbstmordrate unter Jugendlichen. Weltweit gibt es nur in Russland mehr Suizide prozentual zur Bevölkerung. Jede Familie hat Opfer zu beklagen, vor allem in Ostgrönland, wo der Winter besonders lang ist – und die Natur besonders schön.“
Tasiilaq ist mit rund 2000 Einwohnern die größte Siedlung Ostgrönlands. Hier gründete Robert Peroni das Red House: Es ist ebenso Gästehaus für Fremde wie Auffangstation für Einheimische in Not. Vor allem junge Menschen kommen ins Rote Haus, wenn sie nicht weiterwissen. Im Film zu sehen sind zum Beispiel die 17jährige Laila, die als Kind missbraucht wurde, und die 25jährige Illanguaq, eine von vier Transfrauen in Tasiilaq.
Robert Peroni will mit Hilfe eines sanften Tourismus nach dem Vorbild Südtirols dem Jägervolk der Ivi eine Zukunft bieten. Peroni ist davon überzeugt, dass nicht nur die Einheimischen davon profitieren, sondern auch seine zahlenden Gäste die Begegnung mit der fremden Kultur des Nordens als wertvolle Erfahrung mit nach Hause nehmen. „Wir können von den Ivi mehr lernen als sie von uns“ – davon ist Peroni nach 30 Jahren in Grönland überzeugt. (rd)
Warum und was wir von den Ivi lernen können sowie weitere Informationen lesen Sie in der nächsten EPPENDORFER Printausgabe (2/21), die Anfang März erscheint.
Der Film wird in ab 18. Februar als Online-Stream von einigen Kinos gezeigt, kann aber gegen Gebühr auch direkt im Netz angesehen werden (https://vimeo.com/ondemand/dasrotehaus). Das Hamburger Zeise-Kino bietet am Sonntag, dem 21. Februar, ab 18 Uhr ein außergewöhnliches Zoom-Gespräch mit Protagonist Robert Peroni – live aus Grönland) und Produzent und Co-Regisseur Peter Bardehle an. Das Gespräch findet in deutscher Sprache statt. Interessenten müssen bis Freitag 12 Uhr eine Email an info@zeise.de schreiben und erhalten dann die Zugangsdaten zugeschickt.