Erschöpfter
Sozial-Lobbyist

"Hinz&Kunzt"-Lobbyist Karrenbauer geht in den Ruhestand. Foto: screenshot NDR / Hamburg-Journal

 Der Sozialarbeiter und Lobbyist Stephan Karrenbauer (60) ist am Montag nach 27 Jahren beim Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ in den Ruhestand verabschiedet worden. Seine Rolle als politischer Sprecher übernimmt „Hinz&Kunzt“-Geschäftsführer Jörn Sturm, teilte das Hamburger Magazin am Montag auf epd-Anfrage mit. Karrenbauer war einer der ersten Sozialarbeiter, der sich in Hamburg gezielt für Obdachlose eingesetzt habe, hieß es.

Der Schritt in den Ruhestand falle ihm schwer, aber er habe gemerkt, wie seine Kräfte nachlassen. „Es ermüdet mich, immer wieder dasselbe kritisieren zu müssen“, so Karrenbauer in der Juli-Ausgabe des Straßenmagazins. In Hamburg gebe es 2.000 Obdachlose. „Dass man es nicht hinkriegt, denen ein Zuhause zu bieten, ist mir unbegreiflich.“ „Hinz& Kunzt“ habe aber den Menschen in Hamburg klar gemacht, dass es keine Normalität sei, dass Menschen auf der Straße schlafen. Es habe auch keinen Senat gegeben, der nicht gesprächsbereit war.

„Dass man es nicht hinkriegt, denen ein Zuhause zu bieten, ist mir unbegreiflich.”

Jedoch mache die Stadt nur „ein bisschen was“. Das sei gut, aber nicht genug. Sein oberstes Ziel habe er nicht erreichen können. „Ich wollte mit der Sozialbehörde gemeinsam ein Konzept erarbeiten, wie alle Obdachlosen in Hamburg eine dauerhafte, menschenwürdige Unterkunft bekommen.“ Noch fehlen Angebote, die eine „wirkliche Integration“ möglich machen würden. Daran müsse weiter gearbeitet werden.

Im Rückblick freut Karrenbauer, dass die Idee des „Hinz&Kunzt“-Hauses umgesetzt wurde. Seit 2021 bietet es Wohngemeinschaften für Menschen, „die sonst keine Chance auf ein Zuhause gehabt hätten“, so Karrenbauer. Erfolgreiche „Hinz&Kunzt“-Projekte waren für ihn auch das erste Winterzelt 1996 auf dem Gerhard- Hauptmann-Platz für Obdachlose, die nicht ins Winternotprogramm gehen, die Anmietung eines Schrebergartens 2008, die „Spende dein Pfand“-Aktion am Flughafen seit 2015 und der Stadtrundgang aus Sicht eines Obdachlosen, an dem vor der Corona-Pandemie 5.000 Menschen jährlich teilnahmen. (epd)