Suchthilfeträger
baut selbst

Die Wohnungen in diesem Neubau sind bezahlbar. Foto: Jugendhilfe e.V.

Als Freier Träger der Hamburger Wohnungslosenhilfe kritisiert Jugendhilfe e.V.* seit Jahrzehnten den Mangel an preiswertem Wohnraum. Jetzt hat der Verein zum ersten Mal selber Wohnraum geschaffen: Anfang April können am Wallgraben 48 in Hamburg- Harburg die ersten Mieter*innen einziehen. Vorwiegend werden diese Menschen aus öffentlich-rechtlicher Unterbringung sein, darunter auch Menschen mit psychischen Erkrankungen und vor Verfolgung im Heimatland Geflüchtete, teilte der Träger mit.

Weiter heißt es in der Eigendarstellung: „Das Grundstück Wallgraben 48 wurde von der Freien und Hansestadt Hamburg in einem Konzeptverfahren an den Verein Jugendhilfe e.V. vergeben, um dort Wohnungen für vordringlich Wohnungssuchende zu errichten. Die beiden Wohnhäuser sind als nachhaltige Massivholzbauten mit einem eigenen Blockheizkraftwerk in Passivhaus-Bauweise errichtet worden – mit Gründächern und Barriere-Reduzierung. Gefördert wurde der Bau von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank. Aufgeteilt sind die Häuser in 37 hochwertige 1 bis 5-Zimmer-Wohnungen mit einem Gemeinschaftsraum, wobei die 1 ½ Zimmer-Wohnungen den größten Anteil ausmachen. Insgesamt werden 72 Menschen in die Häuser einziehen können, Voraussetzung ist ein Dringlichkeitsschein oder eine Dringlichkeitsbestätigung. Die Miete beträgt 6,50 Euro netto kalt pro Quadratmeter. 

Betreuung, Lehrküche und Gartenarbeit

Wer einzieht, bekommt entweder sozialpädagogische Betreuung durch Jugendhilfe e.V. oder durch Kooperationspartner*innen des Vereins. Geplant ist außerdem, die Küche im Gemeinschaftsraum als Lehrküche zu nutzen, in der die Mieter*innen mit und ohne Anleitung kochen und ihre Kenntnisse über Haushaltsführung, Lebensmittelhygiene und gesunde Ernährung verbessern können. Ein weiteres Element zur Stabilisierung der Hausgemeinschaft sind sogenannte Garten-Wochenenden mit Möglichkeiten zur gemeinschaftlichen Instandhaltung des Gartens sowie dem Aufstellen von Hochbeeten und der Errichtung eines Grillplatzes. Angeleitet werden soll diese Aktivität durch ehrenamtliche Unterstützer*innen.

Einschränkungen durch Lock-Down

Als Initialzündung für eine sich selbst tragende Hausgemeinschaft sollte eigentlich ein frühzeitiges Kennenlernen der Bewohner*innen dienen: mit Vorstellung der Baupläne, Begehung der Baustelle, einem Rundgang durch das Quartier, Planung des Umzugs und eines Begrüßungscafés im Haus selbst sowie einem Treffen mit interessierten Nachbarn – unterstützt von Mitarbeiter*innen von Jugendhilfe e.V. und Ehrenamtlichen. All dies konnte wegen der Corona-Lage und den daraus resultierenden Einschränkungen im Kontakt miteinander nicht umgesetzt werden und muss in naher Zukunft Stück für Stück nachgeholt werden.“ (rd)

  • Jugendhilfe e.V. unterstützt seit mehr als 60 Jahren Menschen mit Suchtproblemen und sind in der Wohnungslosenhilfe aktiv. Zu diesem Zweck engagiert sich der Verein in der öffentlichen Gesundheitspflege, der Sozialarbeit, der Jugendhilfe und der Rehabilitation. Jugendhilfe e.V. arbeitet gemeinnützig und ist Träger ambulanter sowie stationärer Einrichtungen. Mehr unter www.jugendhilfe.de