Die Zahl der Beschwerden über die Situation in Berliner psychiatrischen Stationen ist seit dem Beginn der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Das berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) auf seiner Homepage im Dezember. Jetzt sprach der Sender mit Petra Rossmanith von der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie in einem Interview über einen Hauptbeschwerdegrund: Zwangsmaßnahmen. Hintergrund: Im Corona-Jahr wurden nach Zahlen des Senders rund 3.300 Fixierungen beantragt – deutlich mehr als sonst. Rossmanith nannte dazu als Hintergrund neben Personalknappheit auch bauliche Gründe: „Ich kenne keine Psychiatrie in Berlin, die optimale bauliche Voraussetzungen für eine psychiatrische Behandlung erfüllt.“ Auch seien Betroffene im vorigen Jahr teils erst verhältnismäßig spät in die Kliniken gekommen, wenn es bereits schwere Krisen gab. In dem Interview wird als weiterer Punkt auch die Frage thematisiert, „wo Menschen gut aufgehoben sind, die aufgrund von Alkohol oder Drogen intoxikiert sind, die sich auffällig und aggressiv verhalten, vielleicht selbst- oder fremdgefährdend sind.“
Petra Rossmanith ist Leiterin der Therapeutischen Dienste in der Psychiatrischen Universitätsklinik im St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin-Mitte. Von 2010 bis 2020 leitete sie die Beschwerde- und Informationsstelle Psychiatrie in Berlin (BIP). Laut rbb-online zählte die BIB in den acht Monaten von Mitte März bis Mitte November 2020 insgesamt 146 Beschwerden zu psychiatrischen Kliniken, in den acht Monaten davor seien es noch 128 gewesen. Die Zahl der Beschwerden über Zwangsunterbringungen und Zwangsmaßnahmen stieg demnach von 39 auf 64.