Eine Dose als Lebensretter

Eine Notfalldose mit wichtigen Informationen kann Leben retten.

Sie ist aus Plastik, weiß-grün und steht im Idealfall in der Kühlschranktür: die Notfalldose. Der Behälter mit Angaben zu Medikamenten, Krankheiten, Allergien und zum Hausarzt soll im Notfall Rettungskräften die Arbeit erleichtern.

Renate Pelka aus Herne ist seit vielen Jahren Diabetikerin. Bei der Einnahme von Medikamenten muss sie vorsichtig sein, denn ihr Körper reagiert allergisch auf etliche Arzneien. „Bei einem Notfall sollten Ärzte und Sanitäter diese Informationen über mich kennen, sonst kann es zu Komplikationen führen”, sagt die alleinlebende 77-Jährige. Sie hat Vorsorge getroffen: In der Tür ihres Kühlschranks steht eine kleine weiß-grüne Dose, in der wichtige medizinische Daten zu finden sind. 

Wie die Hernerin haben sich inzwischen zahlreiche Senioren eine solche Notfalldose angeschafft, für die unter anderem Seniorenvertretungen und Rotes Kreuz werben. „Die Dose kann Leben retten”, sagt Gaby Schnell, Vorsitzende der Landesseniorenvertretung Nordrhein-Westfalen, und findet die Idee “genial”. Im Inneren liegt ein Formular, um die Angaben einzutragen. Die Einnahme von Arzneimitteln, Vorerkrankungen, Unverträglichkeiten oder auch gesundheitliche Probleme kann der Besitzer dort auflisten. Platz ist auch für die Kontaktdaten des Hausarztes, der nächsten Angehörigen und ein Porträtfoto des Patienten, um Verwechslungen auszuschließen. 

Aufbewahrt werden die Dosen immer in der Kühlschranktür. Rettungskräfte brauchen nicht lange suchen, etwa im Wohnzimmerschrank, sondern wissen, wo sich das Behältnis befindet. Dazu werden auch mitgelieferte Aufkleber auf der Innenseite der Wohnungs- oder Haustür sowie an der Außenseite des Kühlgeräts angebracht. Diese klaren Hinweise seien erforderlich, weil es bei einem Notfall auf jede Sekunde ankomme, hebt Stefanie Kutschker vom DRK-Landesverband Nordrhein hervor, der sich auch um die Verteilung der Dosen kümmert. 

Für die Einsatzkräfte bedeute es einen Wettlauf mit der Zeit, wenn sie den Patienten behandeln. Die Informationen von Angehörigen zu bekommen, seien meist schwierig. Entweder könne man sie nicht erreichen oder selbst wenn, wissen sie meistens nicht, welche Medikamente der Verwandte einnehme oder wie es um Allergien bestellt sei, sagt Kutschker. 

Unterstützer hat die Aktion auch andernorts gefunden. Im Raum Münster haben rund zwei Drittel aller Apotheken der Region die Dose vorrätig. „Die ersten Rückmeldungen sind äußerst positiv und das Interesse groß”, sagt Sebastian Sokolowski, Pressereferent der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Das Konzept kam 2014 in Deutschland auf den Markt, entwickelt nach englischem Vorbild von einem norddeutschen Spezialisten für Hausnotrufe. 

Im Kreis Lippe beteiligen sich die Johanniter, in Dinslaken sind die Dosen bei der Stadtinformation erhältlich. In Iserlohn kümmern sich der Seniorenbeirat und der Beirat für Menschen mit Behinderung, dass die grünen Plastikbehälter verteilt werden. 1.500 sind laut Stadt bereits abgegeben worden. Die Stadtmarketingvereine Kierspe und Schalksmühle haben gemeinsam mit den Städten Halver und Meinerzhagen Dosen gekauft und kümmern sich um die Verteilung. In Bochum will ein Netzwerk von 150 Haus- und Fachärzten möglichst viele Haushalte erreichen. Für das Saarland hat sich der dortige Landesverband der Deutsche Rheuma-Liga die Ausgabe vorgenommen. 

Mitunter sind die Dosen samt Aufklebern und Formularen kostenlos zu haben. So manche Apotheke gibt die Dosen gegen eine Spende an Kunden ab. Wer online bestellen will, sollte darauf achten, ob er einzelne Exemplare kaufen kann oder gleich ein Dreier- oder gar Zehner-Set bestellen muss. (epd) 

 

Internet: www.notfalldose.de