In unserer Serie „Outsider” – „Künstler im Porträt” stellen wir in der aktuellen EPPENDORFER-Druckausgabe (3/2018) Viola Heidelberg (1957-2005) vor.
1957 in Braunschweig geboren, arbeitete Viola Heidelberg in der Druckerei der Lebenshilfe Braunschweig. Ihren künstlerischen Neigungen ging sie ab 1993 im gerade eröffneten Kunstatelier Lebenshilfe Braunschweig nach, 2003 entstanden dort die letzten Arbeiten. In den ersten Jahren begeisterte sie sich vor allem für das Malen mit Acrylfarben. Auf großen Formaten gestaltete sie mit gestischen Pinselstrichen ganz aus der Farbe heraus. Später arbeitete sie bevorzugt mit Bleistift und Grundfarben.
Ihre Inspiration bezog Viola Heidelberg aus ihrer Fantasie, aus Fotografien, Bildkalendern und Illustrierten, die sie auf eigene Weise inter- pretierte und umsetzte. Ihre bevorzugten Motive waren Tiere. Mit etwas ungelenken Konturlinien stark vereinfacht, und mit auf das Wesentliche beschränkter erzielter Figurenfassung erfasste sie das abzu- bildende Objekt, das sie in immer neuen Variationen auf das großformatige Papier setzte. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für diese Herangehensweise bietet die Zeichnung „Kamele“. Hier gelang es Heidelberg, trotz Vereinfachung ihrer Formensprache, Abstraktion und Reduktion, in einem tiefenlosen Raum ohne Hintergrund das Wesentliche darzustellen und durch Umriss und Fläche jedem Tier seinen individuellen Charakter zu verleihen. Die Farben wurden unabhängig vom Motiv gesetzt.
Einige dieser Blätter sind mit Text versehen, die im Zusammenspiel mit der bildlichen Aussage zum Teil eine unfreiwillige Komik entfalten. Differenzierter und detailreicher wurden Gegenstände, Tiere und Architekturen in den grafischen Arbeiten behandelt. Viola Heidelberg beteiligte sich erfolgreich an zahlreichen Gruppenausstellungen des Kunstateliers Lebenshilfe Braunschweig (Geyso 20). Sie starb im Jahr 2005 nach langer Krankheit. Turhan Demirel
(Der Autor dankt Dr. Gerhild Kaselow von Geyso 20 in Braunschweig für die Bereitstellung biografischer Daten).