Gesundheitshilfe
im eigenen Haus

Untersuchung einer Patientin mit Behinderung am Sengelmann Institut für Medizin und Inklusion. Foto: Bertram Solcher

Das Hamburger Sengelmann Institut für Medizin und Inklusion will mit einem bundesweit einzigartigen Konzept die Gesundheit von Menschen mit Behinderung verbessern. Schwerpunkte seien die Gesundheitsvorsorge und das Medikamentenmanagement, teilte die Ev. Stiftung Alsterdorf  mit.

Das Projekt wird in den kommenden drei Jahren mit 1,8 Millionen Euro vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. Die Mittel für den Fonds werden von den gesetzlichen Krankenkassen und dem Gesundheitsfonds bereitgestellt.

Betroffene erhalten dabei zu Hause Beratung durch besonders geschulte Pflegeexpertinnen, die das weitere Vorgehen mit Ärzten abstimmen. Parallel wird das Projekt begleitet, evaluiert und ausgewertet. „Die Gesundheitsversorgung für diese Patientengruppe gleicht in Deutschland der eines Entwicklungslandes”, sagte Prof. Petra Weber vom Department Pflege und Management der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW, Hamburg), bei der die Projektleitung liegt.

Nach den Worten von Alsterdorf-Vorstand Ulrich Scheibel schließt das „innovative Angebot” eine weitere Lücke in der gesundheitlichen Versorgung von Menschen mit Behinderung. Erfahrungen im Sengelmann Institut hätten gezeigt, dass für die Betroffenen schon ein Arztbesuch häufig nicht leicht zu bewerkstelligen ist. “Deshalb bieten wir jetzt niedrigschwellig aufsuchende Hilfe an.”

Laut Sengelmann-Chefarzt Georg Poppele zeigt die tägliche Praxis, dass Vorsorgeuntersuchungen viel zu selten durchgeführt werden und dass dadurch auch lebensbedrohliche Erkrankungen zu spät erkannt und dann auch zu spät behandelt werden. Ein weiteres Problem sei, dass Menschen mit Behinderung oft viele Medikamente einnehmen, bei denen unklar ist, ob diese noch erforderlich sind und ob sie auch miteinander gut wirken.
Projektpartner sind neben der HAW und dem Alsterdorfer Sengelmann Institut auch die Hochschule Bielefeld und das Deutsche Krankenhausinstitut.

Teilnehmen können Menschen mit einer geistigen Behinderung aus Hamburg, Bielefeld, Detmold oder Brakel, die mindestens fünf Medikamente täglich nehmen. In der wissenschaftlichen Begleitforschung wird das Projekt evaluiert. Die ökonomischen Auswirkungen der Beratung werden vom Deutsche Krankenhaus Institut ausgewertet.
(epd)

(ein weiterer, ausführlicherer Bericht folgt in der Druckausgabe, die am 5. Juli erscheint).

S. a.: www.simi-alsterdorf.de