1924 starb Wladimir Iljitsch Lenin, der Gründer der Sowjetunion, in Gorki bei Moskau. Seine Krankenakte – um die sich eine aktuelle Ausstellung in Hamburg rankt – ist Ausgangspunkt einer vielschichtigen wissenschafts- und kulturhistorischen Untersuchung der Fragen: Wer war Lenins Arzt Max Nonne? Was machte seine Hypnose- und Stromtherapie mit den Traumatisierten des Ersten Weltkriegs und welche Rolle spielte er bei den Morden an psychisch Kranken und Behinderten in der NS-Zeit?
Im Medizinhistorischen Museum Hamburg des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) wird am Freitag, 14. Februar, um 18 Uhr die neue Sonderausstellung „Lenins Tod. Eine Sektion. Psychiatrie, Pathologie und Propaganda“ von Prof. Dr. Blanche Schwappach-Pignataro, Dekanin der Medizinischen Fakultät und Mitglied im Vorstand des UKE, und Prof. Dr. Philipp Osten, Leiter des Medizinhistorischen Museums Hamburg, eröffnet. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Aufzeichnungen des Neurologen Max Nonne.
Im Mittelpunkt stehen die Aufzeichnungen von Max Nonne
Noch im November 1918 waren deutsche Revolutionäre auf der Suche nach Max Nonne und seinen Assistenten durch das Eppendorfer Krankenhausgelände gezogen, „um sie zu erschießen“. Denn sie kannten Nonne als Verfechter eines umstrittenen Verfahrens, das die Leistungsfähigkeit psychisch erkrankter Soldaten mit Hilfe schmerzhafter Stromstöße wiederherzustellen versuchte.
Auch auf das Nachleben des toten Lenins erstreckt sich die Untersuchung: Welches Menschenbild steckt hinter der Forschung an Lenins Hirn? Wie entstand sein Totenkult? Und warum interessierte sich der Hamburger Kunsthistoriker Aby Warburg so sehr für eine sowjetische Trauerbriefmarke?
Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 14. Februar, 18 Uhr im Medizinhistorischen Museums Hamburg statt. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Es findet im Hörsaal des Medizinhistorischen Museums Hamburg statt:
18. Februar, 18 Uhr: Michael Hagner (Zürich): Pyramidenzellen, die die Welt erschüttern. Die Untersuchung von Lenins Gehirn.
15. Oktober, 18 Uhr: Ewgeniy Kasakow (Bremerhaven): Personenkult, Dämonisierung, Pathologisierung – Lenin in öffentlichen Debatten von Perestrojka bis Putinzeit.
26. November, 18 Uhr: Heinz-Peter Schmiedebach (Berlin): Psychiatrischer Erziehungsanspruch und militärische Unterordnung – Nonne und die „Kriegsneurosen“ im Ersten Weltkrieg.
21. Januar 2026, 18 Uhr: Searching for Lenin’s Head. Film und Gespräch mit dem amerikanischen Filmemacher Rick Minnich.
Ort: Medizinhistorisches Museum Hamburg, Gebäude N30 (Fritz-Schumacher-Haus), Martinistr. 52, 20246 Hamburg (Zufahrt von der Frickestraße)