Die Fotografin
und das NS-Trauma

Kriegsgrauen im Fokus: Lee Miller wird im Film von Kate Winslet verkörpert. © Sky UK Ltd / Kimberley French

Von der großartigen schauspielerischen Leistung Kate Winslets lebt der Film „Die Fotografin“, der in dieser Woche in die bundesdeutschen Kinos kommt. Winslet spielt Lee Miller, die es vom Model bis zur Vogue-Modefotografin und schließlich Kriegsberichterstatterin und Fotoreporterin an der Front des Zweiten Weltkriegs in Frankreich brachte.

Lee Miller (Kate Winslet) ist es leid, Objekt ihrer männlichen Kollegen zu sein und konzentriert sich auf ihre eigene Arbeit als Fotografin. Mitten im Krieg geht sie als Fotoreporterin an die Front nach Frankreich und dokumentiert gemeinsam mit ihrem Kollegen David E. Scherman über Monate die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Sie gehören zu den ersten Fotografen, die bei der Befreiung der Lager von Buchenwald und Dachau dabei sind. Schockierend sind ihre Nahaufnahmen von Leichenbergen in soeben befreiten Konzentrationslagern. Nach der Dokumentation der Naziverbrechen in Dachau entsteht ein berühmtes Foto in Hitlers Münchener Privatwohnung, wo sie sich in dessen Badewanne ablichten lässt – davor stehen die Stiefel, die sie im KZ Dachau getragen hat.

Lee Miller begann 2016 mit Millers Sohn die Entwicklung des Films


 In der Ankündigung heißt es zur Entstehung des Films: „Gemeinsam mit Lee Millers Sohn, Antony Penrose, begann Kate Winslet bereits 2016 mit der Entwicklung von DIE FOTOGRAFIN. Im Vordergrund stand dabei Millers prägendster Lebensabschnitt, ihre Zeit als Kriegsberichterstatterin an der Front des Zweiten Weltkrieges. Über mehrere Jahre hinweg tauchten Winslet und Penrose in Lee Millers persönliche Archivmaterialien ein. Insbesondere blickten sie auf die Ereignisse, die Miller dazu bewegten, ihre Stimme als Zeugin des Krieges zu nutzen.”

Doch das Ganze blieb nicht ohne Folgen: Innerlich und äußerlich gezeichnet und schwer traumatisiert, zog sie sich später mit ihrem Mann aufs englische Land zurück, wo sie sich leidenschaftlich der Kochkunst hingab und es damit offenbar schaffte, Depressionen und anderen Traumafolgen zu trotzen, bevor sie mit 70 an Krebs starb.


Bei „epd Film“ fiel der Film eher durch: Inhaltlich harmlos, so das Urteil. „Was die Kriegserfahrung mit Miller machte, bleibt ausgespart: ihre Depressionen, die posttraumatischen Belastungsstörungen und die Flucht in Alkohol und exaltierte Partys. Man fragt sich, was dieser Film eigentlich erzählen will. Er lässt erahnen, dass Lee Miller eine moralisch ambivalente, widersprüchliche, vom Leben gezeichnete Persönlichkeit war. Nur – gezeigt wird es hier nicht.“ (hin/rd)


„Die Fotografin“, ab 19. September.