Schloss-Psychiatrie
insolvent

Edel, aber inzwischen insolvent: die Privatklinik Schloss Tremsbüttel GmbH für psychisch Kranke der Libermenta Klinikgruppe. Foto: screenshot/youtube.deb

„Luxus-Psychiatrie nach nur einem Jahr insolvent”, titelte das Hamburger Abendblatt in seiner Stormarner Regionalausgabe. Gemeint ist die Privatklinik Schloss Tremsbüttel GmbH für psychisch Kranke der Libermenta Klinikgruppe. Sie steht nach nur einem Jahr Betrieb vor dem Aus: Am 1.4. wurde – nach Insolvenzantrag am 30. Januar – das Insolvenzverfahren eröffnet. „Der Schritt erfolgt aufgrund finanzieller Herausforderungen, die eine wirtschaftliche Fortführung des Standortes nicht mehr ermöglichen“, zitierte das Abendblatt eine Sprecherin des Unternehmens. Die Rede ist von hohen laufenden Kosten und inflationsbedingten Preissteigerungen. Laufende Gespräche mit etwaigen Kaufinteressenten würden fortgesetzt.

Eigentümer der Edelklinik ist die Wohninvest Holding GmbH mit Sitz in Fellbach. Diese hatte das 1895 erbaute Herrenhaus, das bis 2020 als Hotel diente, für einen zweistelligen Millionenbetrag gekauft und an die Bühler Healthcare AG, ebenfalls aus Fellbach, verpachtet. Deren Hauptinvestor soll laut Abendblatt wiederum die Wohninvest Holding GmbH sein. Die Privatklinik Schloss Tremsbüttel GmbH nahm im April 2023 als dritte Schlossklinik der Libermenta Klinikgruppe den Betrieb auf. Weitere psychiatrische (Schloss-) Kliniken des Trägers befinden sich in der Nähe von Köln und Stuttgart.

„Wirtschaftliche Fortführung des Standortes nicht mehr möglich”

Die Gemeinde wurde offenbar nicht über die Probleme informiert. Bürgermeister Jörg Müller erfuhr aus den Medien davon, äußerte sich dem Abendblatt gegenüber aber angesichts seit längerem stockender Bautätigkeit als nicht überrascht.

Für den Betrieb der psychiatrischen Klinik war das Schloss aufwendig umgebaut worden. Der eigentlich anvisierte Start im Januar 2023 musste aufgrund Lieferkettenschwierigkeiten und Bauverzögerungen verschoben werden, wie es damals hieß. Vor einem Jahr startete das Haus dann als „Privatklinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Sportpsychiatrie“ in Teilen des Schlossbereichs. Von Platz für bis zu 84 Patienten stationär und weiteren Tagesklinikplätzen war die Rede – aber nur für Selbstzahler, Privat- und Zusatzversicherte.
Für die Leitung waren Prof. Dr. Anne Karow und Prof. Dr. Aglaja Stirn von den Unikliniken Hamburg und Kiel sowie Prof. Dr. Matthias Lemke geworben worden. Letzterer blieb daneben auch Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer der Heinrich Sengelmann Kliniken. (rd/hin)