Hilfe im Haushalt als Leistung der Pflegekasse war im zu Hamburg-Wilhelmsburg gehörenden Kirchdorf-Süd bisher schwer zugänglich. Das Sozialkontor schließt diese Lücke jetzt – und schafft Arbeitsplätze in dem benachteiligten Viertel.
Pierre Eickhoff kommt eigentlich ganz gut im eigenen Haushalt zurecht. Nur für die Hausarbeit fehlt ihm manchmal die Kraft. Als der pflegebedürftige 59-Jährige erfuhr, dass es bei ihm im Viertel ein neues Angebot der haushaltsnahen Dienstleistungen gibt, meldete er sogleich sein Interesse an. Seit Mai kommt nun einmal die Woche eine Mitarbeiterin des Assistenz-Anbieters Sozialkontor in seine Plattenbauwohnung in Kirchdorf-Süd im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, putzt und kümmert sich um die Wäsche.
Nur 20 Prozent rufen Entlastungsbetrag ab
Finanzieren kann er die Haushaltshilfe über den zusätzlichen Entlastungsbetrag von der Pflegekasse. Mindestens 125 Euro im Monat stehen allen Menschen mit einem Pflegegrad in Deutschland dafür zu. Das Geld kann für Hilfe im Haushalt genutzt werden, aber auch für Betreuung und Begleitung, zum Beispiel bei Arztbesuchen, Behördenangelegenheiten oder Spaziergängen. Doch nur 20 Prozent rufen den Betrag ab. Das zeigt die Pflegestudie des Sozialverbands VdK aus dem Jahr 2022. Ein Grund: „Die Pflegeinfrastruktur ist mangelhaft, häufig findet sich kein Angebot vor Ort und dadurch verfällt der Anspruch“, heißt es im Studienbericht.
Pflegeinfrastruktur in Kirchdorf-Süd verbessert
„Unsere neu eingeführten haushaltsnahen Dienstleistungen haben das Ziel, diese Versorgungslücke in Kirchdorf-Süd zu schließen“, betont Monika Sonnenberg, Geschäftsfeldentwicklung neue Pflegeangebote im Sozialkontor. Das kommt auch bei dem kommunalen Wohnungsunternehmen SAGA gut an, dem ein Großteil der Wohnungen in dem Quartier gehören und das die Arbeitsgruppe Älterwerden in Kirchdorf-Süd ins Leben gerufen hat. „Wir begrüßen das Angebot vom Sozialkontor in Kirchdorf-Süd, das die Versorgungslage pflegebedürftiger Mieterinnen und Mieter im Quartier deutlich verbessert hat und einen Beitrag dazu leistet, dass die Menschen möglichst lang in ihrer Wohnung und in ihrem Quartier wohnen bleiben können“, sagt Ljudmila Hermoni, Leiterin der Geschäftsstelle Wilhelmsburg der SAGA.
Arbeitsplätze für Frauen aus Wilhelmsburg
Auch die drei Mitarbeiterinnen der haushaltsnahen Dienstleistungen des Sozialkontors, die ebenfalls in Wilhelmsburg wohnen, profitieren von dem Projekt. „Ich habe drei Kinder und war lange nur geringfügig beschäftigt – jetzt habe ich eine Teilzeitstelle im Stadtteil, die ich mit meiner Familie vereinbaren kann“, sagt die Alltagsbegleiterin Katharina Maaß. Sie und ihre beiden Kolleginnen, eine Gesundheits- und Pflegeassistentin und eine Pflegehelferin, wurden im Rahmen eines Bewerbertages rekrutiert, den das Sozialkontor gemeinsam mit der Arbeitsagentur vor Ort organisiert hat. (rd/PM Sozialkontor)