Fröhlichkeit kann
Schmerzen lindern

Die kleine Mailin (rechts) freut sich, dass Clownin „Nika“ so viele Späße macht. Die Wartezeit vor dem Arzttermin fühlt sich so viel kürzer an. Foto: Marcel Maack / epd Nord

Die “Klinik-Clowns Hamburg” bringen das Lachen in Krankenhäuser. Damit nehmen sie Patienten Ängste und verkürzen Wartezeiten. Neben Kinderstationen besuchen sie auch Seniorenheime und Hospize. Auf jeden Menschen stellen sie sich individuell ein. Neben Kinderstationen besuchen sie auch Seniorenheime und Hospize. Auf jeden Menschen stellen sie sich individuell ein.


Montagmorgen in der Abteilung für Kinderorthopädie der Schön Klinik Hamburg Eilbek: Mailin sitzt in ihrem Rollstuhl und wartet neben ihrer Mutter auf dem Flur der Ambulanz. Die Vierjährige hat gleich einen wichtigen Arzttermin. Plötzlich beginnen Mailins Augen zu funkeln: Sie hat zwei Clowns mit roten Nasen entdeckt, „Nika“ und „Petersilio“. Annika Corleis (40) und Juanillo Mellado (38), die Menschen hinter den Nasen, gehören zum Verein „Klinik-Clowns Hamburg“. Zweimal pro Woche schickt er Clowns in die Kinderorthopädie der Klinik – montags in die Ambulanz, donnerstags auf die Stationszimmer.


„Ich wollte schon immer das Heitere in der Schwere des Lebens sehen“, sagt Corleis, die freiberuflich unter anderem Theaterpädagogin, Mediatorin und Clownin ist. Sie weiß: „Humor ist eine starke Ressource, die wir uns bei all der trotzigen Welt da draußen bewahren müssen.“ Mellado steht im Hauptberuf mit einer Clownshow auf der Bühne. Seine Erfahrung: „Die schönsten Rückmeldungen kommen von Menschen in schweren Situationen.“ Das habe ihn motiviert, sich in diese Richtung weiterzuentwickeln: Im März absolvierte er bei den „Klinik-Clowns Hamburg“ ein Casting, seit Mai nimmt er Einsätze in Krankenhäusern wahr. Aktuell befindet er sich in einer Probezeit.

„Auf der Bühne geht es um den Clown, hier geht es um das Kind”

Als künstlerische Leiterin i.V. begutachtet Bettina Gläske (56) die Einsätze von Mellado alias „Petersilio“. Mit ausgeprägter Mimik und Gestik sowie der nötigen Sensibilität gegenüber den Patientinnen und Patienten geht er seine Einsätze an. Den Namen „Einsatz“ verwenden die Klinik-Clowns bewusst. Clowns auf Bühnen hätten „Auftritte“, doch das hier sei keine Bühnensituation. „Wir kommen zu den Menschen, nicht die Menschen zu uns“, sagt Gläske, die auch selbst als Klinik-Clownin arbeitet. Corleis ergänzt: „Auf der Bühne geht es um den Clown, hier geht es um das Kind.“


Seit 2013 gibt es die Abteilung für Kinderorthopädie in der Schön Klinik Hamburg Eilbek. Chefarzt ist Sebastian Senst (63). Im westfälischen Münster begegnete er erstmals Klinik-Clowns. Zum Start in Eilbek stellte er Kontakt zu dem Hamburger Verein her – seit 2014 sind dessen Clowns in der Kinderorthopädie zu erleben. Die Kinder im Fachzentrum, aber auch die Eltern sollen sich wohlfühlen, sagt Senst. „Wenn man sich wohlfühlt, sind die Schmerzen geringer.“


Mailin saust in ihrem Rollstuhl um die Clowns herum, lacht und spricht mit ihnen. Corleis und Mellado stimmen ihr Spiel darauf ab: „Nika“ und „Petersilio“ schenken dem Mädchen eine rote Clownsnase, jetzt kann Mailin sich noch intensiver beteiligen. Zusammen mit „Nika“ versteckt sie sich vor „Petersilio“, und als der ein Bild immer wieder falsch herum an die Wand hängt, kann sich das Mädchen vor Lachen kaum halten.

Einsätze in Seniorenheimen sind poetischer und lyrischer

Die „Klinik-Clowns Hamburg“ sind auch andernorts anzutreffen. In Seniorenheimen beispielsweise. Dortige Einsätze seien poetischer und lyrischer, die Clowns hörten aktiver zu und sprächen mehr, erläutert Gläske. „Bei Kindern bin ich mehr in der Fantasie als im realen Leben, bei Senioren ist es umgekehrt“, sagt Corleis. Statt als „Nika“ in zu weiter Jeans und mit Ringelsocken trete sie dort als „Marie“ im 60er Jahre-Petticoat auf.
Noch intensiver und sensibler gehe es bei Einsätzen im Hospiz zu, sagt Gläske, „weil die ganze Atmosphäre etwas Besonderes ist“. Corleis betont, es gehe ihr darum, auch an solche Orte „ein Stück Leichtigkeit“ zu bringen.
Das gemeinsame Spiel von „Nika“ und „Petersilio“ mit Mailin endet, als das Mädchen ins Behandlungszimmer gerufen wird. „Geht jetzt weg!“, bittet Mailin die Clowns. Ein Wunsch, den es zu respektieren gilt. „Nika“ und „Petersilio“ sagen „Tschüß“ und schleichen sich davon.
An Mailins Lachen dürften sich Annika Corleis und Juanillo Mellado noch lange erinnern. Für Corleis steht fest: „Wenn das Kind lacht, ist das der Applaus, der in die Seele geht.“
epd / Marcel Maack