„Frühjahr 1945. Wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs ereignet sich in Demmin eine unfassbare Tragödie: Hunderte Einwohner nehmen sich das Leben. Sie schneiden sich die Pulsadern auf, vergiften, erschießen sich. Eltern töten erst ihre Kinder und dann sich selbst, ganze Familien gehen mit Steinen beschwert ins Wasser“, so die ARD in der Ankündigung der Reportage „Über Leben in Demmin“, die noch bis 15. Januar in der Mediathek zu sehen ist. Warum sich so viele Menschen so kurz vor dem Kriegsende wirklich das Leben nahmen, bleibt rätselhaft – bis heute.
Regisseur Martin Farkas begibt sich mit der Kamera auf eine Reise in eine lang verdrängte Vergangenheit. Er trifft auf Bewohner, die das Drama als Kinder erlebt haben und zum ersten Mal davon erzählen, und auf deren Nachkommen, die jungen Demminer.
Bis zum Ende der DDR wurde über die genauen Umstände des beispiellosen Massensuizids geschwiegen. Heute versuchten Neonazis mit einem alljährlichen „Trauermarsch“ die noch immer bestehende Leerstelle zu besetzen und für ihre Zwecke zu missbrauchen.
Die Bewohner von Demmin seien im Umgang mit den Ereignissen „tief gespalten“. Sein Film zeige eine Stadt, „die mit ihrer Geschichte allein gelassen ist, und spürt den Folgen des Traumas für die Menschen bis heute nach. ,Über Leben in Demmin’ erzählt von Depression, Gruppenzwang, Fremdenfeindlichkeit, falscher Trauer und dem politischen Missbrauch von Gefühlen – aber auch vom Überleben, vom Willen, sich gegen Hass und Fanatismus zu stellen und dem Wunsch, die Vergangenheit umfassend aufzuarbeiten.“