Rot-grün will die Hamburger Hilfen für Wohnungslose ausbauen und verbessern. Dafür bringen die Regierungsfraktionen zur kommenden Bürgerschaftssitzung am 29. Januar ein drei Anträge umfassendes Maßnahmenpaket ein. Geplant sind u.a. ein „Housing-First“-Projekt, mehr Wohnungen für diese Klientel und bessere Versorgung psychisch kranker Obdachloser. Für gering qualifizierte, arbeitssuchende Menschen aus anderen EU-Staaten soll eine kostengünstige Pension geschaffen werden, um zu verhindern, dass diese in der Obdachlosigkeit landen.
„Hamburg hat zwar ein differenziert ausgebautes Angebot der Wohnungslosenhilfe, aber es gibt trotzdem an vielen Stellen Handlungsbedarf. Das gilt vor allen bei der wachsenden Gruppe der Obdachlosen, die kaum von den staatlichen Regelangeboten erreicht werden. Hier sind sehr flexible und auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnittene Hilfen nötig“, erklärte Mareike Engels, sozialpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion. „Housing-First halte ich für einen wirkungsvollen Ansatz, weil dort die eigene Wohnung am Anfang der Hilfe für Obdachlose steht und weitere Hilfen darauf aufbauen könnten.“ Bei diesem Konzept können Obdachlose eine Wohnung beziehen, ohne vorher bestimmte Voraussetzungen wie Abstinenz zu erfüllen.
Uwe Giffei, Experte für Wohnungs- und Obdachlosigkeit der SPD-Bürgerschaftsfraktion versprach: „In allen deutschen Großstädten können wir beobachten, dass die Wohnungs- und Obdachlosenzahlen steigen. In Hamburg wollen wir diesen Trend umkehren.“ Im Kern der Verbesserungen steht das Ziel, mehr Menschen zu eigenem Wohnraum bzw. zumindest zu einem Einzelzimmer zu verhelfen. Giffei kündigte an, 500.000 Euro zusätzlich in „die sehr erfolgreichen Stufe-III-Projekte“ zu investieren. In diesen gelinge es durch intensive Betreuung, Menschen, die gleich mehrere Vermittlungshindernisse aufweisen, mit einer eigenen Wohnung zu versorgen. Künftig sollen auch Klein- und Einzelvermieter:innen bestimmte Garantien ermöglicht werden. Das können zum Beispiel die Begleichung von Mietschulden oder das Bezahlen von Vandalismus-Schäden sein, sagte Giffei der taz. Bisher gab es solche Leistungen nur für Wohnungsbaugesellschaften, die sich im Gegenzug verpflichteten, einzelne Wohnungen an bis dahin Wohnungslose zu vermieten.
Außerdem soll das Entlassmanagement in den Krankenhäusern überprüft werden. In einer Antwort auf Wahlprüfsteine der Initiative Akutpsychiatrie kündigte die SPD ferner an, eine öffentlich-rechtliche Unterkunft schaffen zu wollen, die speziell auf die Bedürfnisse ehemals Obdachloser mit psychischen Erkrankungen ausgerichtet ist. „Im Bereich der öffentlich-rechtlichen Unterbringung will die SPD zwei spezialisierte Einrichtungen für Personen mit schweren psychischen Erkrankungen schaffen: „Konkret sind zwei Standorte geplant mit einer Kapazität von jeweils 100 Plätzen für Frauen bzw. Männer. ”
Eine kleinere Gruppe an Obdachlosen mit psychischen Beeinträchtigungen und Einzelunterbringungsbedarf ist bislang noch in Hotels untergebracht. Einzelzimmer brauchen vor allem Menschen mit (unbehandelten) psychischen Erkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Wahnstörungen. Städte wie Köln und Stuttgart hätten auf diese Problematik durch die Realisierung von kleineren Unterbringungen mit quasi Hotelcharakter reagiert (Projekt „Hotel Plus“), in denen diese Menschen ein Einzelzimmer und ein reduziertes Begleitangebot erhalten können, heißt es im Antrag von SPD und Grünen für mehr Einzelzimmerunterbringung. Die Erfahrungen mit diesem Angebot seien positiv und „sollen in eine qualitative Weiterentwicklung der Hotelunterbringung einfließen“.