Mord im
Krankenhaus

Die Opfer starben durch eine tödliche Medikamentendosis. Foto: ZDF

Ende Oktober 2018 muss sich der bereits zu lebenslanger Haft verurteilte ehemalige Krankenpfleger Niels H. aus Niedersachsen erneut vor Gericht verantworten: Er wird dann des Mordes an nunmehr 99 Patienten in den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst angeklagt. Auch Verantwortliche der Kliniken werden vor Gericht erscheinen müssen: Was haben die betroffenen Krankenhäuser aus den Patiententötungen gelernt? Wie können diese künftig verhindert werden? Wie sicher sind die Kliniken heute? „ZDFzoom” geht am Mittwoch, 24. Oktober 2018, 22.45 Uhr in „Mord im Krankenhaus” der Frage nach: „Warum stoppte niemand den Todespfleger?”

Die Dimension des Falls ist einzigartig: Der Krankenpfleger Niels H. aus Niedersachsen ist des Mordes an 99 Patienten angeklagt. Im Oktober 2018 muss er sich dafür vor Gericht verantworten. Wieso konnte Niels H. so lange ungehindert morden? Obwohl auffallend viele Patienten während seiner Dienstzeit starben, der Medikamentenverbrauch erhöht war und er sich auffällig verhielt? Es gab Verdachtsmomente – doch niemand zeigte ihn an.

Niels H. mordete an zwei Kliniken: Oldenburg und Delmenhorst. Heute weiß man: Er provozierte Notfälle, um sich nach erfolgreicher Wiederbelebung als Retter feiern zu lassen. Er hungerte nach Anerkennung, suchte den Kick, so gab er selbst vor Gericht an. Dass Menschen dabei zu Tode kamen, nahm er in Kauf.

Auch der Großvater von Christian Marbach starb durch eine tödliche Medikamentendosis, verabreicht von Niels H. Der Patient war nach einer Darmoperation auf dem Weg der Genesung. „Wir haben dem Klinikum Delmenhorst unseren Großvater anvertraut, er hätte nicht sterben müssen. Er hatte nichts Tödliches, um das mal ganz klar zu sagen”, so der Enkel heute. Er will wissen, warum in der Klinik weggeschaut wurde.

Der Fall Niels H. – nach Meinung der Ermittler die größte Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte. Doch er war nicht der einzige Pfleger, der zum Täter wurde. Der Psychiater Karl H. Beine erforscht Patiententötungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Weltweit hat er Dutzende Tötungsserien untersucht, einige auch in Deutschland. Es gebe Frühwarnzeichen bei Tätern, auf die geachtet werden müsse: eine rohe Sprache zum Beispiel. „Wenn nicht mehr von Sterben die Rede ist, sondern von Abkratzen. Oder wenn einzelne Mitarbeiter in Teams einschlägige Spitznamen bekommen wie Vollstrecker oder Todesengel”, erläutert Beine. Mehr über seine Analysen lesen Sie hier: http://eppendorfer.de/tatort-krankenhaus-patiententoetungen-und-die-systemfrage/

(Quelle: ZDF Pressestelle)