Zwang durch
Textanalyse verhindern?

Durch Analyse der Notizen von Pflegekräften über Psychiatriepatienten lässt sich eine drohende Zwangsmassnahme bereits im Voraus erkennen – möglicherweise auch durch automatisierte Textanalyse. Das berichten Forschende der Universität Basel und der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel im Fachblatt „Frontiers in Psychiatry“. 

Untersucht wurden die Aufzeichnungen zu 26 erwachsenen Patienten, bei denen schliesslich eine Isolation notwendig wurde – und zwar die Notizen der drei Tage, die einer Eskalation vorangingen. Dabei zeigte sich, dass diese im Vorfeld einer Isolation eine signifikant höhere Anzahl Wörter enthielt und das wesentlich häufiger subjektive emotionale Ausdrücke verwendet wurden. Im Vorfeld einer Zwangsmassnahme wird das Verhalten der Patienten zudem oft mit negativen Begriffen wie „agitiert/angespannt“, „reizbar“ und „laut“ beschrieben; die Bezeichnung „bedrohlich“ kam ausschliesslich bei Patienten vor, die später isoliert wurden.

„Wenn es gelingt, die subjektive Wahrnehmung der Gesundheitsfachleute auf geeignete Weise in die elektronische Dokumentationsroutine zu integrieren, könnte eine automatisierte Textanalyse zukünftig mithelfen, Zwangsmassnahmen durch eine rechtzeitige Intervention zu verhindern“, so Studienleiter Prof. Christian Huber.

Link zur Studie:  https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyt.2019.00096/full)