Zum Glück

In ihren Vorträgen zeigt Edda Lorna symbolhaft Glücksbringer auf. Foto: Riehl-Halen

Wenn man Menschen fragt, was sie unter Glück verstehen, müssen sie oft erstmal Grübeln. Edda Lorna hat davon eine genaue Vorstellung. Für sie ist Glück nicht nur ein Zustand, den man erreichen möchte, sondern eine Berufung. Als Therapeutin animiert sie Patienten zur Bewegung, vermittelt Zuhörern in Vorträgen, wie Glück im Alltag gelingt, und organisiert Friedensaktionen. Bei einem Vortrag im AMEOS Klinikum Dr. Heines Bremen gibt sie nun eine Kostprobe ihrer Glücksrezepte.

 

BREMEN. „Frau Lorna ist IMMER gut drauf“, sagen ihre Patienten über sie. Das stimme natürlich nicht, betont die Glückstrainerin. „Ich habe auch so meine Schattenseiten, aber ich habe das Handwerkszeug, um damit umzugehen“, erklärt Edda Lorna auf dem Weg zu den Bewegungsräumen im AMEOS Klinikum. Sie bleibe ihren Werten treu, pflege Selbstfürsorge und habe ein starkes Freundschaftsnetz, nennt sie ihr persönliches Glücksrezept. Akrobatisch und gleichzeitig leichtfüßig bewegt sich die zierliche Frau durch den leeren Gymnastikraum. Still zu sitzen ist nicht ihr Ding. Selbst theoretische Zusammenhänge erklärt sie am liebsten mit Gesten.

Im AMEOS Klinikum Dr. Heines Bremen arbeitet die Therapeutin viel mit drogensüchtigen Patienten im Entzug und in der Tagesklinik mit unterschiedlichen Menschen. Zu Therapiebeginn lässt sie die Patienten auf bestimmte Körper-Punkte klopfen. Mit dieser Meridian-Energie-Technik (MET) lassen sich Ängste, Depressionen und Emotionen wie Ärger auflösen. Dabei erzählt sie oft eine Geschichte, die ihre Patienten zum Nachdenken anregt. Danach motiviert sie ihre Schützlinge zur Bewegung. „Manchmal spielen vier Tischtennis, zwei werfen Basketballkörbe, andere sind im Kraftraum und mit den Verletzten mache ich Einzelübungen“, beschreibt Lorna ein typisches Szenario.

In ihren Therapiestunden gilt es, flexibel auf den Einzelnen einzugehen. Kein Problem für Edda Lorna: „Ich kann die Leute dort abholen, wo sie sind“, sagt die Bewegungstherapeutin. Viele Patienten danken es ihr mit Zufriedenheit: „Frau Lorna verleiht uns Flügel“, sagen sie. Die sieht ihre Aufgabe darin, die Menschen immer wieder an ihre eigene Kostbarkeit zu erinnern. Es komme darauf an, das Glück im Alltag zu fördern und die negativen Glaubensmuster zu erkennen, um frühzeitig gegenzusteuern. „Glück ist ein Bewusstseinstraining“, glaubt Lorna. Dafür hat sie ein eigenes Glücksrezept, das „Pegasus-Prinzip“, entwickelt.

Drei W’s spielen hier eine Rolle: Das erste W bezieht sich auf die eigenen Wurzeln, also wer oder was einen unterstützt. Beim zweiten W geht es um die Wertschätzung. Das dritte W steht für Werte, die einem wirklich wichtig sind. Mit diesem werteorientierten Konzept bewegt sie sich auf dem Pfad eines großen Vorbilds: Viktor Frankl, dem Begründer der Logotherapie. Die Anwendung dieser auf Werte und Sinn bezogenen Form der Psychotherapie hat in der Klinik Tradition. Bereits der langjährige Klinikdirektor und Namensgeber Dr. Heines führte sie dort ein.

Aber auch über die Klinik hinaus ist Edda Lorna aktiv: Die Tanztheaterpädagogin leitet Gruppen und choreografiert Aufführungen, hält Vorträge, gibt Coaching-Kurse und wird als Geschichtenerzählerin engagiert. Besonders am Herzen liegt ihr das inter- nationale Projekt One Billion Rising. Es richtet sich gegen Gewalt, von der rund eine Milliarde Frauen weltweit betroffen sind. Bei der internationalen Aktion tanzten tausende Männer und Frauen auf dem Bremer Marktplatz und setzten ein Zeichen für mehr Wertschätzung. „Damit soll das soziale Umfeld sensibilisiert und das Schweigen gebrochen werden. Betroffenen Frauen verhilft Tanz zu mehr Kontakt mit ihrem Körper, von dem sie sich emotional oft abgekapselt haben“, erklärt Lorna.

Für ihr Engagement wurde sie 2015 mit dem 2. Bremer Bürgerpreis ausgezeichnet. Ähnliches verfolgt die Kulturwissenschaftlerin mit dem Projekt „Bahnhof des Willkommens“. Gemeinsam mit der Künstlerin Claudia Krentz will sie den Bremer Hauptbahnhof zu einer Be-gegnungsstätte für gegenseitigen Respekt umgestalten. Was schert das Randalierer, Diebe und Wegelagerer, mag man sich fragen? Doch Edda Lorna ist überzeugt, dass Kunst auf den Bahnhof wirken wird: „Durch die Gestaltung werden die Besucher sich anders fühlen, anders bewegen und anders verhalten“. Bevor die Kunst sich am Bahnhof entfaltet, suchen die beiden Veranstalterinnen allerdings noch Sponsoren. Wann die Kunst dort wirken wird ist noch unklar. Eines ist jedoch sicher: Es wird nicht das letzte Friedensprojekt sein, für das sich Edda Lorna einsetzt. Dr. Heidrun Riehl-Halen