Der Satz „Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren“ sei endgültig widerlegt, jetzt müsse man über absolute Abstinenz und höhere Besteuerung reden, so die Message einiger Medien, die über eine Analyse der renommierten Fachzeitschrift „Lancet” berichteten, wonach ein einziger „Drink“ pro Tag das Risiko, eines von 23 alkohol-bezogenen Gesundheitsproblemen zu bekommen, um 0,5 Prozent erhöhe. Diese Schlussfolgerung wiederum widerlegten jetzt die Experten der „Unstatistik des Monats”.
Sie werden nicht müde, auf die Unterscheidung von relativen und absoluten Risiken und die damit verbundene Gefahr von Falschmeldungen hinzuweisen: Der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer, die jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen hinterfragen. Die Autoren der Lancet-Studie – sie hatten 83 Studien mit insgesamt etwa 600.000 Menschen analysiert – würden in dem veröffentlichten Artikel nur den relativen Risikoanstieg berichten, was die Gutachter anscheinend nicht bemerkten, so die Kritik.
Die absoluten Zahlen zeigten hingegen folgendes: „Von je 100.000 Personen, welche keinerlei Drinks konsumierten, hatten 914 im folgenden Jahr ein Gesundheitsproblem. Bei Personen mit einem Drink pro Tag stieg diese Zahl auf 918. Das heißt, der absolute Risikoanstieg war 4 Personen von 100.000 oder 0,004 Prozent. (Bei zwei Drinks pro Tag war es dann schon mehr, 63 von 100.000 oder 0,063 Prozent.)“
Zu viel Alkohol kann der Gesundheit zweifelsohne schwer schaden. Ein Drink pro Tag sei damit aber wohl ein eher kleines Gesundheitsrisiko, auch weil frühere Studien ein solches nicht immer fanden. „Mit relativen Risiken kann man eben mehr Angst erzeugen als mit absoluten Risiken”, so das Fazit der Autoren der „Unstatistik des Monats August”. (hin)