Suizidzahlen auf
Tiefstand

Auch Fortschritte in der Behandlung von Risikogruppen wie z.B. depressiven Menschen haben mit zu einem Rückgang der Suizidzahlen beigetragen, sagen Experten. Symbolfoto: pixabay

9.041 Menschen starben in Deutschland im Jahr 2019 durch Suizid. Das sind die aktuellsten Zahlen, die das statistische Bundesamt veröffentlicht hat. Gesamtzahlen für das Coronajahr 2020 liegen noch nicht vor. Die Zahl für 2019 lag im vierten Jahr in Folge  unter 10.000 und erreichte so einen historischen Tiefstand. Die Gründe dafür sind vielfältig. Anlässlich der Diskussionen um den assistierten Suizid drücken führende Expert*innen der Suizidprävention ihre Besorgnis über die Entwicklung aus.

 Die Zahlen haben sich seit dem höchsten Stand der Suizidzahlen im Jahr 1980 (18.451) mehr als halbiert. „Doch nach wie vor sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und Aids zusammen“, betont Hannah Müller-Pein, Kommunikationsbeauftragte des Nationalen Suizidpräventionsprogramm für Deutschland (NaSPro). „Die Entwicklung zeigt jedoch, dass Suizidprävention möglich ist“

Einfluss hätten unter anderem der Fortschritt in der Behandlung von Risikogruppen (Menschen mit Depressionen, Psychosen, Sucht, etc.). Zudem wurde der Zugang zum Gesundheitswesen durch den Ausbau der ambulanten Versorgung erleichtert. Darüber hinaus wurden in den letzten 20 Jahren, meist über Stiftungen und Vereine, Beratungsstellen für Menschen in suizidalen Krisen ausgebaut.Besonders wirksam erwies sich laut NaSPro – auch in Deutschland – die Einschränkung des Zugangs zu Suizidmitteln.

Wir sollten diese Arbeit nicht gefährden“, sagt Professor Reinhard Lindner vom Leitungsteam des NaSPro. Als „sehr beunruhigend „ bezeichnete er vor diesem Hintergrund die Forderungen nach einem leichteren Zugang zu tödlichen Medikamenten sowie nach staatlich geförderten Beratungsstellen zum assistierten Suizid. Viele bestehende Beratungsangebote, Initiativen und Netzwerke der Suizidprävention seien dagegen unterfinanziert.  „Suizidprävention ist möglich, verdient Anerkennung und auch eine nachhaltige finanzielle Förderung durch die Gesellschaft“, forderte Lindner.