Zu größten Messe für Computer- und Videospiele der Welt – der zehnten Gamescom in Köln – erwarteten die Veranstalter über 500.000 Besucher und 1.000 Aussteller. Mit dabei waren auch Experten für Spielsucht der Bochumer Medienambulanz der LWL-Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
Die Games-Branche ist Wachstumsmarkt für den Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland. Digitalstaatsministerin Dorothee Bär stellte sogar einer Games-Förderung auf Bundesebene in Aussicht. Derweil wächst auch die Zahl derjenigen Menschen, die beim Spielen in Sucht abgleiten. Galten 2012 noch 500.000 Menschen als internetsüchtig, so seien es heute schon mehr als doppelt so viele, teilten die Experten der Bochumer Medienambulanz mit. Gemeinsam mit Kollegen des Peer-Projekts „Net-Piloten“ sind sie auf einem Gemeinschaftsstand der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf der Messe noch bis Sonnabend, 25. August in Halle 10.2 für Betroffene, Angehörige und Interessierte ansprechbar.
Die häufigsten Arten einer Internetabhängigkeit sind die Online-Computerspielabhängigkeit und Internetpornografie- bzw. Cybersexabhängigkeit. Erst im Juni 2018 wurde die Internet-Computerspielabhängigkeit seitens der Weltgesundheitsbehörde (WHO) offiziell als eigenes Störungsbild anerkannt. „Aber auch die Abhängigkeit von sozialen Netzwerkseiten oder Informationsrecherche ist mittlerweile ein Phänomen, welches immer mehr Anlass zur Sorge gibt“, verweist Dieris-Hirche auf das eskalierende Problem der Internetabhängigkeit.
Die Medienambulanz bietet neben der Diagnostik sowie (teil-)stationären Angeboten gezielt zwei ambulante Psychotherapie-Gruppen an – jeweils für Online-Computerspielabhängige sowie für Pornografie- bzw. Cybersexabhängige. Hierbei besteht auch das Angebot, als Proband an wissenschaftlichen Studien teilzunehmen. Derzeit werden für ein Forschungsprojekt noch Betroffene mit Computer- oder Internetpornografie-Sucht gesucht.
Die Internetsucht gilt als Verhaltenssucht, die mit Depressionen, sozialen Ängsten sowie Störungen von Aufmerksamkeit und Aktivität (ADHS) einhergehen. Die online-süchtigen Heranwachsenden sind oftmals bis zu 16 Stunden am Tag ununterbrochen im Netz. Sie vernachlässigen ihre Körperpflege, Ernährung und Gesundheit, haben soziale Probleme im persönlichen Umfeld und sind nicht mehr in der Lage, Leistungen in Schule, Ausbildung und Beruf zu erbringen. Schlimmstenfalls sind die oft jungen Patienten sogar suizidal.
Inwieweit Internet- und Spielsucht unter Beschäftigten auch für Unternehmen zunehmend zum Problem wird, lesen Sie hier: http://eppendorfer.de/gegen-spielsucht-anspielen/
Weitere Informationen und Hilfen:
- Medienambulanz: Tel. 0234 5077-3333 und E-Mail anja.volke@lwl.org
Öffnungszeiten montags – freitags, 8.00 Uhr – 16.00 Uhr (Termine nach telefonischer Vereinbarung), s.a. www.lwl-uk-bochum.de/klinik-fuer-psychosomatische-medizin-und-psychotherapie oder www.fv-medienabhaengigkeit.de - Über die Homepage www.onlinesucht-ambulanz.de können Betroffene einen Selbsttest absolvieren und mittels webcambasierten Beratungsgesprächen erste Hilfsangebote erhalten.
(Quelle: Pressemitteilung des LWL-Universitätsklinikum Bochum der Ruhr-Universität Bochum)