Ragazza hat 32 Stunden in der Woche geöffnet, hält medizinische Versorgung und Notschlafplätze bereit und betreibt auch aufsuchende Arbeit in Bordell- bzw. „Modellwohnungen“ sowie auf der Straße. Die mobile Beratung wird von einem großen Kosmetikkonzern unterstützt. Gudrun Greb dankte den „unheimlich engagierten, tollen Mitarbeiterinnen“, die sich auch ehrenamtlich engagieren würden, und zahlreichen Unterstützern – insbesondere den Nachbarn, die Kleidung und auch Geburtstagspäckchen spenden.
Die älteste Klientin sei 65, berichtete Svenja Korte über den Druckraum. Je länger die Abhängigkeit, desto höher die benötigte Dosis, desto teurer die Sucht. Aktuell seien Crack und Heroin wieder im Kommen. „Drug checking“ – also das Testen der Drogenzusammensetzung – würde vieles vereinfachen, machte sie deutlich. Der Reinheitsgehalt von Heroin schwanke zwischen 5 und 20 Prozent, daher drohen Überdosierungen. Im Ragazza-Konsumraum habe es 2015 rund 20 Notfälle gegeben, aber keinen Todesfall. Problematisch seien auch der Gebrauch von Benzodiazepinen und anderem Beikonsum sowie Grunderkrankungen.
2015 sei der Raum von 300 verschiedenen Frauen genutzt worden. 66 Prozent der Nutzerinnen seien wohnungslos. Und das Thema Ausstieg? Es gehe nicht immer um ganz oder gar nicht. Entscheidend sei, ob es einen Grund gibt, wofür es sich lohnt aufzuhören. Häufig führe ein neuer Partner zu einem Wandel. Auch Reduktion, Substitution oder der Umstieg von IV-Konsum auf Pfeife seien Erfolge. (hin)