Serie Outsiderkunst: Sanfourche (1929-2010)

Geboren 1929 in Bordeaux, zog Jean Joseph Sanfourche im Alter von vier Jahren mit Familie nach Rochefort. Schon als Kind wurde er von seinem Vater, einem Maler, zum Zeichnen animiert. 1942 wurde er mit seiner Familie von der Gestapo verhaftet. Sein Vater wurde 1943 erschossen. Mutter und Sohn kamen kurze Zeit später frei und fanden Zuflucht in Limoges. Dort besuchte er die Berufsschule.

Von einem Nachbarn wurde er auch in die Holzverarbeitung und Bildhauerei eingeführt. Nach dem Studium des Rechnungswesens siedelte Sanfourche nach Paris um, dort erhielt er die Stelle eines technischen Direktors einer Textilfabrik. Nach 20 Jahren Arbeit in der Industriewirtschaft fand er eine neue Anstellung als Beamter im Außenministerium. Um 1950 zog er sich eine schwere Krankheit zu, wurde auf einem Auge blind und beendete seine Beamtenkarriere.

Er kehrte nach Limoges zurück und widmete sich mit Hingabe fast ausschließlich künstlerischer Tätigkeit. Sanfourche hatte keine akademische Kunstausbildung, arbeitete außerhalb des etablierten Kunstkontextes. Er sagte von sich: „Ich bin kein Künstler, sondern ein Mann, der die Dinge am Rande der Kunst macht.“ Der vielseitige und unkonventionelle Künstler war in verschiedenen Disziplinen zu Hause: Malen, Zeichnen, Bildhauern, Druckgrafik und Dichtung. Er verwendete für seine skulpturalen Werke Bronze, Holz, Stein und Emaille, experimentierte gerne auch mit ungewöhnlichen Materialien wie Feuerstein und Knochen, die er ausgrub und bemalte.

Sanfourche knüpfte enge Kontakte mit Künstlern, nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil. Von 1971 bis 1985 korrespondierte er fleißig mit Jean Dubuffet, der 500 Bilder für seine Collection de l’art brut von ihm erwarb. 1992 wurde er von François Mitterrand zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Sanfourche starb im März 2010. Seine Werke hängen in vielen Museen, darunter auch in der Collection de l’art brut, Lausanne, in France Begles, im Musee d’art Moderne, Paris, und im Palais des Beaux Arts, Brüssel. Turhan Demirel