„Reden statt schweigen”
– aber anders und digital

Dr. Stephanie Wuensch im Videogespräch mit Dr. Melanie Leonhard. Foto/Collage: Björn Kempcke

Seit 2010 richtet die Stiftung Freundeskreis jedes Jahr  auf Kampnagel  die Veranstaltung „reden! statt schweigen“ aus. In diesem November sollte es dabei um „Digitalisierung | Perfektionierung | Individualisierung – Psyche als Spiegel der Gesellschaft?“ gehen. Pandemiebedingt musste auch dieser Termin aufs nächste Jahr verschoben werden. Das geschah aber nicht ersatzlos. Unter dem Motto „reden! statt schweigen“ 2020: anders und digital“ hat die Stiftung einen aus fünf Einzelfilmen zusammengesetzten Videobeitrag online gestellt. Zu sehen ist unter anderem ein Videointerview mit  Hamburgs Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard, die sich über die seelischen Auswirkungen von Corona sowie über Themenschwerpunkte ihrer künftigen Psychiatriepolitik äußert. Die Fragen stellte Dr. Stephanie Wuensch, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Freundeskreis Ochsenzoll.  

Menschen mit psychischen Problemen seien durch Corona besonders gefordert, wenn sie auf feste Strukturen angewiesen sind. Es sei aber nicht flächendeckend grundsätzlich zur Verschlimmerung psychischer Probleme gekommen, meint Leonhard. Als positiv hob sie hervor, dass die Auswirkung der Pandemie auf Menschen ohne psychische Beeinträchtigung  das Verständnis für Betroffene mit psychischen Problemen wachsen lasse: „Die Ungewissheit durch die Pandemie macht vielen zu schaffen.“  Das öffne für den Gedanken, dass es Menschen auch ohne Corona so gehen kann. 

Psychiatriepolitisch sei es ihr insbesondere ein Anliegen, Schnittstellen und Lücken zu schließen.  Oft brauche es nicht mehr  vom selben, „sondern was anderes“. Konkret nannte sie die Schaffung von Angeboten, die auf der Schnittstelle zwischen Psychiatrie und Eingliederungshilfe liegen. Im weiteren Gespräch äußert sich die Sozial- und Gesundheitssenatorin zudem zum Thema Personalmangel und zu Ängsten in der Gesellschaft.   Gerade in Zeiten der Pandemie sei es  eine wichtige Aufgabe von Politik, Entscheidungen transparent zu machen und alles zu versuchen, keine Angst erzeugen zu wollen. 

In zwei weiteren Kurzfilmen gibt die Stiftung Einblicke zu den jüngsten Entwicklungen innerhalb ihrer gemeinnützigen Stiftungsgesellschaft. So wird das neue Angebot der Soziotherapie vorgestellt und in einem weiteren darüber berichtet, wie und warum das im Sozialwesen noch recht neue duale Studium „Soziale Arbeit” in die Stiftungsgesellschaft eingebunden wurde. 

Eine Verbindung zur „reden! statt schweigen“-Veranstaltung wird über eine Videolesung mit Dagmar Berghoff hergestellt, in der die ehemalige Tagesschau-Sprecherin die Ansichten eines ehemaligen Klienten zum Themenbereich „Digitalisierung“ rezitiert. Auszüge aus dem Text hätte sie Berghoff auch bei der Kampnagel-Veranstaltung vorgetragen.  (rd)


Das Video ist auf der Website www.sfo.hamburg und auf dem Youtube-Kanal der Stiftung Freundeskreis Ochsenzoll zu sehen.