Viele hundert Menschen haben am Freitag für eine bessere Pflege von Alten und Kranken demonstriert. Anlass war der Internationale Tag der Pflege am 12. Mai.
Unter dem Motto „Pflegefall Pflege – SOS an die Politik“ hat die Hamburgische Pflegegesellschaft (HPG) eine Aktion auf dem Rathausmarkt veranstaltet. Pflegepuppen in Rollstühlen sollten die unhaltbare Situation in der Pflege symbolisieren, auf Bannern und Plakaten sei ein schnelles Handeln der Politik gefordert worden, teilte die HPG mit. Wenn Politik und Gesellschaft nicht aufwachen, werde es künftig kaum noch Menschen geben, die in der Pflege arbeiten, sagte Kristin Alheit, Vorständin der HPG. Es brauche dringend bessere Rahmenbedingungen, „damit jetzige Pflegekräfte in der Pflege bleiben und neue gewonnen werden können“.
Nach einer Umfrage unter diakonischen Einrichtungen in Hamburg konnten in den vergangenen sechs Monaten in 63,4 Prozent der stationären Einrichtungen freie Betten aufgrund von Personalmangel sowie kurz- und langfristigen Erkrankungen von Mitarbeitenden nicht belegt werden, hieß es. 84,6 Prozent der ambulanten Pflegedienste mussten demnach in den vergangenen sechs Monaten Anfragen neuer Pflegekunden aufgrund von Personalmangel sogar ablehnen.
Die Umfrage ist bundesweit vom Deutschen Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflege und der Diakonie Deutschland erhoben worden. Aus dem Bereich der Diakonie Hamburg haben sich den Angaben zufolge 65 von 80 diakonischen Einrichtungen an der Umfrage beteiligt.
In Lübeck haben sich unter dem Motte „Es ist fünf nach zwölf“ rund 200 Mitarbeitende der Diakonie Nord Nord Ost zu einer kurzen Kundgebung auf der Moislinger Allee versammelt und den Straßenverkehr blockiert. Zu viele Pflegekräfte hätten ihrem Beruf wegen der Rahmenbedingungen den Rücken gekehrt, hieß es u.a.. „Untersuchungen zeigen, dass viele zurückkehren würden, wenn sich die Bedingungen endlich verbesserten!“ Zwar sei ein neues Personalbemessungsinstrument für die Altenpflege ins Pflegeversicherungsgesetz aufgenommen, aber Fred Mente, Geschäftsführer der Diakonie Nord Nord Ost, bleibt skeptisch, ob das entsprechend wirken wird. Als ebenfalls schwerwiegendes Problem beschreibt der Geschäftsführer die stetig steigenden Eigenanteile in der Pflege. „Die pflegebedürftigen Menschen müssen immer tiefer in die Tasche greifen.“ Der Eigenanteil für die stationäre Pflege in Schleswig-Holstein liegt durchschnittlich bei über 2.400 Euro im Monat. (epd/rd)