Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist laut einem Bericht der “Welt am Sonntag” im ersten Halbjahr 2020 erneut gestiegen. Demnach wurden 662 Todesfälle gemeldet, ein Plus von gut 13 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2019. Am deutlichsten sei der Anstieg im Stadtstaat Bremen gewesen. Auch in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen habe es deutlich mehr Tote gegeben. Bereits im vergangenen Jahr war die Zahl der Drogentoten stark nach oben gegangen: 2019 starben nach Angaben der Drogenbeauftragten der Regierung, Daniela Ludwig, 1.398 Menschen an den Folgen ihres Konsums. Das waren 9,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Ein erstaunlicher Gegentrend zeichnet sich in Hamburg ab: In den ersten sechs Monaten wurden erst zwölf Drogentote in Hamburg registriert. Der Senat warnte jedoch, dass diese Angabe vorläufig sei. Endgültig geklärt sind die polizeilichen Verdachtsfälle noch nicht. Und im Vorjahr sind in Hamburg so viele Konsumenten an den Folgen des Konsums illegaler Drogen gestorben wie seit knapp 20 Jahren nicht mehr, so der NDR, nämlich 81 (Vorjahr: 71, 2017: 60).
Im Stadtstaat Bremen stieg dem Bericht der „Welt am Sonntag” zufolge die Zahl der Drogentoten im ersten Halbjahr 2020 auf 24, im Vorjahreszeitraum waren es hier sechs. In der Hansestadt steht seit 7. September 2020 – coronabedingt verspätet – erstmals ein Drogenkonsumraum zur Verfügung. Bis feste Räumlichkeiten gefunden sind, werden in fünf Überseecontainern Möglichkeiten zum konsumieren unter hygienischen Bedingungen sowie für Beratung in Sachen ‘safer use’ angeboten, und zwar auf dem Jakobus-Parkplatz in der Friedrich-Rauers-Straße. Träger ist die gemeinnützige Gesellschaft comeback gmbh.
Grundlage der auch im Koalitionsvertrag vereinbarten Umsetzung war eine Machbarkeitsstudie, in die auch die Erfahrungen anderer Drogenkonsumräume einbezogen wurden. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass dringend eine entsprechende Anlaufstelle eingerichtet werden sollte. Die Container sollen zudem die Innenstadt „von sichtbarem Konsum und konsumspezifischen Verunreinigungen entlasten“, teilte die Pressestelle der Gesundheitssenatorin weiter mit. (epd/rd)