Virtual Reality:
Echt manisch

Das Projekt lässt auch poetische Halluzinationen erleben. Foto: Kalina Bertin

Die kanadische Filmemacherin Kalina Bertin hat die Erkrankung ihrer beiden Geschwister Felicia und François zum Anlass genommen und neben einem Dokumentarfilm ein Virtual Reality-Projekt namens „Manic VR“ entwickelt, das den Zuschauern einen Einblick in die Erlebniswelt von manisch-depressiv Erkrankten bietet. Auf Einladung der Schering Stiftung präsentiert Kalina Bertin das Virtual Reality-Projekt noch bis 17.März im stiftungseigenen Projektraum in Berlin-Mitte.

In ihrer international ausgezeichneten Arbeit macht Bertin das Krankheitsbild der bipolaren affektiven Störung virtuell erfahrbar. Mithilfe von Datenbrille, Kopfhörern und Hand-Controller bewegen sich die Besucher frei in dem computeranimierten Raum und durchleben die verschiedenen Gefühlszustände, die die bipolare affektive Störung kennzeichnen. „Sie sehen und erleben die erhöhte Sinneswahrnehmung, die poetischen Halluzinationen und die schönen, aber auch beängstigenden Fantasien, welche manische Depressionen begleiten können. Diese Erfahrung zielt darauf ab, das Bewusstsein zu schärfen und Empathie für die realen, gelebten Bedingungen der bipolaren Störung aufzubauen“, heißt es in der Pressemitteilung der Schering-Stiftung weiter. 

Kalina Bertin drehte das Projekt in Zusammenarbeit mit ihren erkrankten Geschwistern Felicia und François sowie mit Unterstützung von Psychiatern und Wissenschaftlern vom Douglas Mental Health University Institute, dem MIT McGovern Institute for Brain Research in Cambridge und dem Stanley Center for Psychiatric Research at Broad Institute.  Die Präsentation in Berlin fusst auf einer Kooperation der Schering Stiftung, der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus und der International Psychoanalytic University Berlin im Rahmen der Brain Awareness Week Berlin 2019.

Bisherige Resonanzen sind gut. Einer der Besucher von Manic VR, der selbst erkrankt ist, hat folgenden Eintrag in Kalinas Gästebuch hinterlassen. „Ich lebe mit Bipolar II und diese VR-Welt hat all meine Ängste erfasst. Danke, dass du diesen Film gemacht hast.“  Die Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Sandra Dick von der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus, Berlin, ist davon überzeugt, dass das VR-Projekt anderen Menschen im Umgang mit Erkrankten helfen kann. „Mir ist durch Manic VR erneut bewusst geworden, wie sehr die bipolare Erkrankung nicht nur die Betroffenen selbst, sondern ihr gesamtes Umfeld betrifft und das gewohnte Leben in neue Bahnen lenkt. Ich bin davon überzeugt, dass die von Kalina Bertin erschaffene virtuelle Realität Angehörigen und Klinikpersonal die Erlebniswelt der Betroffenen näher bringt und so den vorurteilsfreien Umgang aller Beteiligten mit der Erkrankung fördert.“ 

„Manic VR“, bis 17 März 2019, Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 13–19 Uhr, Eintritt frei, Veranstaltungsort: Schering Stiftung, Unter den Linden 32–34 ,10117 Berlin. Das VR-Projekt kann immer nur von einem Besucher erlebt werden (Dauer ca. 12 min). Daher kann es zu kürzeren Wartezeiten kommen. Projektsprache ist englisch. Das Multi-Plattform-Projekt „Manic“ umfasst neben dem hier gezeigten Virtual-Reality-Projekt auch einen abendfüllenden Dokumentarfilm (erhältlich als „video on demand“). Ausführliche Informationen über das Projekt finden Sie hier: http://www.kalinabertin.com/