Kunst & Inklusion
auf dem Land

Musiker und Boon-Chef: Martin Temme im 140 Quadratmeter großen Saal, dem Veranstaltungsraum des Kulturhauses. Foto: Göttsche

Filmabende, Kleinkunst, Puppentheater, Konzerte, Lesungen, dazu ein regelmäßig geöffnetes Repair-Café, eine Schreibwerkstatt und eine Veranstaltungsreihe „Was weiß die Wildnis?“. Das und noch mehr will das Kulturhaus Boon in der rund 1.700 Einwohner zählenden Gemeinde Hartenholm (Kreis Segeberg) auf die Beine stellen. Die ambitionierte Einrichtung sieht sich als ein inklusiver Kunst- und Kulturtreffpunkt mitten im Dorf und bietet Menschen mit Assistenzbedarf eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. Zum Kulturhaus Boon gehört eine ambulante Wohngemeinschaft mit integrierter Tagesstruktur, die im Rahmen der Eingliederungshilfe (EGH) vier Plätze bereithält.

„Wir sind kleines Team“, sagt Kulturhausleiter Martin Temme. Drei Betreuende – Musiker und bildende Künstler – kümmern sich um Programm und Bewohner. Martin Temme selbst ist Autor und ausgebildeter Jazzgitarrist mit Spielfertigkeiten auch auf anderen Instrumenten.

Das heutige Kulturhaus war früher der Dorfgasthof Thode (Schützenhof) gewesen, der schließlich den Zapfhahn zudrehen musste. 2018 übernahm der regionale Verein K.206 die heruntergekommene Wirtschaft an der Ecke Dorfstraße / Hofstraße, um sie in ein Inklusionsprojekt zu verwandeln. K.206 mit Sitz im nahen Hasenmoor hat sich der „Kunst, Kultur und Inklusion“, so der Untertitel, verschrieben. In Hasenmoor betreibt der Verein bereits das Projekt „Kvartier Minne Carlson“, eine Kunst-, Kultur- und Wohnstätte, die sich an im Rahmen der Eingliederungshilfe an Erwachsene mit Assistenzbedarf richtet. Im September vergangenen Jahres wurde das Kulturhaus eröffnet.

Das heutige Kulturhaus war früher ein Dorfgasthof

Um die ehemalige Hartenholmer Gaststätte für eigene Zwecke zu sanieren, musste viel Zeit, Geld und (Eigen-) Arbeit mobilisiert werden. Rund 900.00 Euro mussten investiert werden. Einen Großteil der Mittel steuerten Spenden sowie Stiftungen und Institutionen bei, unter anderem die EU-Förderregion „Holsteiner Auenland“ und die Stiftung Mensch. Das Projekt wird durch den Europäischen Landwirtschaftfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes und das Land Schleswig-Holstein gefördert.

Die holländisch inspirierten Namen gehen auf den flämischen Schriftsteller Louis Paul Boon zurück, der unter anderem die Romanfigur Minne Colson schuf. „Zudem steht das englische Substantiv Boon auf deutsch in etwa für Freund und Gefährte – und das Wort hat einen schönen Klang“, erklärt Martin Temme. Die Akzeptanz der Einrichtung im Dorf sei hoch, zu Veranstaltungen fänden auch Interessierte von weiter her den Weg nach Hartenholm.

Zwei der insgesamt vier EGH-Wohnplätze sind derzeit belegt. Weitere Mitbewohnerinnen und Mitbewohner mit Assistenzbedarf sind im Kulturhaus Boon willkommen.