Die Kunsthalle Schirn Frankfurt präsentiert noch bis 21. Mai das facettenreiche Schaffen von Niki de Saint Phalle in einer rund 100 Werke umfassenden Ausstellung. Fast jeder kennt ihre heiter, fröhlich tanzenden, knallbunten, monströsen, Frauenskulpturen: die „Nanas.“ Kaum oder nur wenig bekannt ist die leidvolle Lebensgeschichte der Künstlerin.
Niki de Saint Phalle wurde 1930 in Neuilly- sur-Seine bei Paris, als zweites von fünf Kindern geboren und auf die Namen Catherine Marie-Agnes Fal de Saint Phalle getauft. Später wurde ihr Name von der Mutter, einer reichen amerikanischen Schauspielerin in Niki umgewandelt. Ihr Vater war ein adeliger Bankier, der während der Wirtschaftskrise 1929 sein Vermögen verlor und mit der Familie nach New York zog.
Aus Schuldgefühl und Scham verbarg sie ihr Geheimnis
Niki wuchs in einer streng katholischen, dysfunktionalen Familie auf und erlebte eine schlimme Kindheit. Sie litt unter Bevormundung und Gängelung, an den Seitensprüngen der Eltern und unter brutalen Schlägen ihrer tyrannischen, bösartigen Mutter sowie unter Peitschenhieben ihres gewalttätigen Vaters: „Mein Vater peitschte mich, bis meine Beine bluteten.“ Ab dem Alter von elf Jahren wurde sie zudem sexuell missbraucht. Täter war ihr eigener Vater. Aus Schuldgefühl und Scham schwieg sie jahrelang und verbarg ihr Geheimnis.
Ständige Anspannung und eine Verhaltensstörung
Als Folge ihrer Misshandlungs- und Missbrauchserfahrung litt Niki unter ständiger Anspannung und Nervosität sowie unter einer Verhaltensstörung. Sie musste mehrmals wegen zornigen, aufmüpfigen und Anstoß erregenden Betragens die Schule wechseln. Sie wollte aus dem Elternhaus ausbrechen und ihr Leben im Gegensatz zu den Erwartungen der anderen führen. Im Alter von achtzehn Jahren brannte sie mit ihrem Jugendfreund Harry Matthews durch, heiratete ihn heimlich und begann als Fotomodell zu arbeiten. Nach der Geburt ihrer Tochter Laura, 1951, siedelte die Familie nach Paris über. Im Sommer 1953 zog das Ehepaar nach Südfrankreich.
“Ich begann im Irrenhaus zu malen”
Überfordert in ihrer Rolle als junge Mutter und Hausfrau fühlt sich Niki de Saint Phalle immer unzufriedener. Sie leidet unter Stimmungsschwankungen und verfällt in Depressionen. Konflikte bahnen sich an. So fängt die Ehe von Niki und Harry zu kriseln an. Harry beginnt eine Affäre mit der Ehefrau eines englischen Lords. Niki revanchiert sich, indem sie eine Beziehung mit einem doppelt so alten Mann eingeht. Glücklich wird sie trotzdem nicht.
Später landet sie in der Psychiatrie und beschließt, Kunst als eine Form der Therapie einzusetzen. Dazu ist von ihr überliefert: „Ich begann im Irrenhaus zu malen, wo ich lernte, wie man Emotionen, Angst, Gewalt, Hoffnung und Freude in Malerei umsetzt. Durch das Schaffen entdeckte ich die düsteren Abgründe der Depression und wie man sie überwinden kann. Nach sechs Wochen verließ ich die Klinik als Malerin.“ Turhan Demirel
Lesen Sie die vollständige Geschichte in der nächsten EPPENDORFER-Printausgabe 2/23, die am 7. März erscheint (Probeexemplar unter info@eppendorfer.de).