Weil es in Hamburg an Betreuungsangeboten für psychisch kranke Menschen fehlt, müssen diese teils viel länger in der Psychiatrie bleiben als angebracht . Das geht aus dem jüngsten Bericht der Aufsichtskommission hervor, der die Ergebnisse der Besuche in 2016 und 2017 zusammenfasst. Dieser wurde jetzt – abermals erst sehr zeitverzögert – veröffentlicht. Der Betreuungsplatzmangel in Hamburg habe sich „weiterhin verschärft“, heißt es. Eine Folge: Überbelegung der Akutpsychiatrien.
Der Kommission wurde von Fällen berichtet, in denen Patienten bis zu einem Dreivierteljahr auf geschlossenen Krankenhausstationen bleiben mussten, da kein Betreuungsplatz für sie gefunden wurde. Viele Patienten werden aus der Not heraus nach Schleswig-Holstein oder Niedersachsen verlegt, was von der Kommission seit vielen Jahren kritisiert wird. Zuletzt – 2017 – wurde die Zahl von 639 auswärts untergebrachten seelisch Behinderten ermittelt. Dabei gelte offenbar: Je schwerer die Auswirkungen der Erkrankung auf die Patienten seien, desto schwerer die Suche nach einer geeigneten Unterbringung und desto weiter die Entfernung von Hamburg.
Weitere Folgen des Mangels insbesondere an so genannten hochstrukturierten Plätzen für schwerer Erkrankte: Plätze für geschlossene Unterbringung in den Krankenhäusern werden blockiert, so dass in der Folge und nach chronischer Überbelegung mehr Betten beantragt und genehmigt werden. Als Beispiel wird auf 14 zusätzliche Plätze im UKE in den letzten Jahren sowie zusätzliche 20 Plätze in Wandsbek verwiesen. Blockiert wird offenbar teils auch die Rückkehr aus Auswärtsunterbringung. So wurde im Eingliederungsbereich des Psychiatrischen Zentrums im schleswig-holsteinischen Rickling eine Zunahme der Fälle vor allem schizophrener junger Männer geschildert, die den Bereich an die Grenzen seiner Kapazitäten bringe, während eine Rückverlegung in geschützte Nachfolgeeinrichtungen in Hamburg wegen fehlender Plätze kaum möglich sei.
Der Senat verweist in seinem Statement u.a. auf Sondierungen, z.T. auch bereits konkrete Verhandlungen, mit mehreren in der Hamburger Sozialpsychiatrie etablierten Leistungsanbietern, die weitere geschlossene bzw. hochstrukturierte Plätze schaffen möchten.
Weiterer Bericht, auch zum Thema Aufsichtskommission, in der nächsten Printausgabe, die am 5. November erscheint.
Außerdem berichteten wir zuletzt im vorigen Jahr ausführlich über die Thematik: