Jugendliche trinken und rauchen immer weniger und steigen später in den Konsum von Alkohol und Zigaretten ein. Auch der Cannabiskonsum ist rückläufig, und die Pandemie hat nicht zu einem befürchteten Anstieg geführt. Das zeigen die heute präsentierten, repräsentativ unter 14- bis 17-jährigen Jugendlichen erhobenen Daten der Schüler- und Lehrkräftebefragung in Hamburg und Bremen zum Umgang mit Suchtmitteln (SCHULBUS) 2021/22. Allerdings: Unter denjenigen, die bereits in problematischer Form Drogen konsumierten, kam es teils zu einer „Intensivierung ihres bisherigen Gebrauchs“. Und: Der Anteil derjenigen, die eine problematische Internetnutzung aufzeigen, ist inzwischen auf rund 20 Prozent angestiegen.
Diejenigen, die angaben, riskant Suchtmittel zu konsumieren, gaben u.a. auch an, weniger Sport und weniger kreative Hobbys zu betreiben. Zudem kreuzten sie in den Fragebögen ein schlechteres Verhältnis zu Eltern und Lehrkräften, aber ein besseres zu Freunden bzw. Partnern oder Partnerinnen an. Mit ihrem Leben und ihrer eigenen Person waren sie unzufriedener.
Mädchen tendenziell unzufriedener mit ihrer Person und ihrem Leben
Grundsätzlich unzufriedener mit ihrer eigenen Person und ihrem Leben äußerten sich Mädchen. Sie fielen auch im Zusammenhang mit Fragen „zu den basalen Aspekten des problematischen Essverhaltens der Jugendlichen“ auf. Verdacht einer Essstörung liege bei 32 Prozent der Befragten vor (♂ 16 Prozent; ♀ 49 Prozent), heißt es in der Untersuchung. Hier deute sich an, dass sich dieses Problem – zumindest unter den Hamburger Jugendlichen – nochmals verschärft habe. „Wie sich zeigt, sind vor allem Mädchen gefährdet, durch die täglichen Bilder und Videos auf Instagram, TikTok und Co. zu einer kritischeren Selbstwahrnehmung zu kommen. Daher bin ich sehr froh, dass wir unter dem Dach der Ambulanten Suchthilfe Bremen auch eine Fachstelle für Medienabhängigkeit etablieren konnten”, erklärte dazu die Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke).
Ein Teil der Schüler empfand Lockdown als entlastend
Der Schulbus-Studienleiter Theo Baumgärtner von der Fachstelle Sucht.Hamburg wies des Weiteren auf einen positiven Effekt von Lockdowns hin: „Unsere untersuchungsbegleitenden Gespräche mit den Jugendlichen haben auch gezeigt, dass ein Teil von ihnen die veränderten Bedingungen des Schulalltags als durchaus entlastend empfunden haben. Die Schülerinnen und Schüler beschreiben nicht selten eine deutliche Reduzierung von Stress, Leistungsdruck, Konkurrenzverhalten und Mobbingerfahrungen, die offensichtlich auch ein Bestandteil ihrer Alltagsrealität darstellen.“
Baumgärtners Schlussfolgerungen aus den Befragungsergebnissen für die Suchtprävention: Weiter wichtig seien Aufklärung und Information, das Aufzeigen von Alternativen zum Suchtmittel-Konsum sowie die Einhaltung von Jugendschutzbestimmungen. Zudem sprach er sich für ein generelles Verbot von Werbung für Suchtmittel aus. Besonders wichtig für die Prävention scheint die Erkenntnis: Je früher der Einstieg, desto größer die Wahrscheinlichkeit für einen später problematischen Konsum.
Für die SCHULBUS-Studie 2021 wurden mehr als 5.000 Schülerinnen und Schüler in Hamburg, Bremen und Bremerhaven, sowie allein in Hamburg auch mehr als 150 Lehrkräfte sowie erstmals auch gut 230 Eltern von Kindern im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt. Die Befragung wurde bereits zum achten Mal im Auftrag der Stadt Hamburg durchgeführt. Die Erhebung wird turnusmäßig im Abstand von drei Jahren vorgenommen und lässt daher auch Vergleiche im Zeitverlauf zu. (rd/hin)