„Happy Metal” für alle: Inklusion in Wacken

Es ist das Mega-Ereignis für Heavy Metal-Fans, und zwar weltweit! Die Veranstalter des 30. Wacken Open Air (W:O:A) erwarteten vom 31. Juli bis zum 3. August wieder Gäste aus über 80 Nationen – insgesamt über 80.000. Mit dabei auch wieder zahlreiche Teilnehmer mit Behinderungen. Für sie gab es einen eigenen bühnennahen Campingbereich, rollstuhlgerechte Duschen und Toiletten sowie weitere Hilfen wie einen Reparaturservice für Hilfsmittel sowie Kühlmöglichkeiten für Medikamente und Gebärdendolmetscher. Hilfestellung bei emotionalen bzw. psychischen Problemen leistete ein Seelsorge-Team.  Das DRK war wieder mit einem großen Sanitätsbereich – eine Art Festivalkrankenhaus – vor Ort.

Eine besondere Verbindung zwischen Metal-Sound und Inklusion bietet der Verein „Inklusion muss laut sein!“ ” (http://www.i-m-l-s.com) Er wurde 2015 von Ron Paustian gegründet, der zu den Urgesteinen des Metal-Festivals zählt. Selbst von einer psychischen Krankheit betroffen, setzt er sich seit 2009 dafür ein, dass Konzerte und Festivals auch für Menschen mit Behinderung zugänglicher werden.

Sein Vereins-Netzwerk umfasst mittlerweile 450 Ehrenamtliche, die Menschen mit Behinderung zu Konzerten begleiten und die, falls erforderlich, den Rollstuhl auch mal über Hindernisse hinwegtragen. Der Verein wurde mit dem Start-social-Preis ausgezeichnet und war für taz-Panter-Preis 2016 nominiert. Pünktlich zum Wacken-Festival 2019 kam eine weitere Auszeichnung dazu:  Der Sozialverband Schleswig-Holstein verlieh seinen Integrationspreis am 3. August an den ehrenamtlichen Geschäftsführer Ron Paustian.  Der Preis wurde allerdings nicht in Wacken, sondern während der „Konzerte unterm Sternenzelt” in der Bad Segeberger Kalkberg-Oase verliehen.

„Inklusion muss laut sein” organisiert nicht nur die Begleitung von Menschen mit Behinderung bei Festivals und Veranstaltungen. Hinzu kommen Beratungen von Veranstaltern, Bauberatungen für öffentliche Träger, im Bereich Ämter, Kassen und Pflege. Auf vielen Festivals sind zudem feste „Buddie-Crews” vor Ort, „um den Besuchern ein selbstbestimmtes Erlebnis zu bereiten”, hieß es. Zu den BUDDIE-Teams (NutzerIn + Begleitung) zählen nicht nur Rollstuhlfahrer und körperlich Behinderte, sondern auch Blinde, Fans mit Lernschwierigkeiten, psychisch Erkrankte und Menschen mit einer Hörbehinderung. 

Seit 2018 gibt es für Wacken-Fans auch einen speziellen ambulanten Pflegedienst, der von erkrankten oder behinderten Menschen engagiert werden kann, um am Festival teilzunehmen, und dessen Kosten ab Pflegegrad 2 über die Krankenkassen abrechenbar sind.  (mehr unter: www.corcura-meets-wacken.de)                                                                                    (hin)

Mehr über „Inklusion muss laut sein!“ lesen Sie in der nächsten EPPENDORFER-Druckausgabe, die am 5. September erscheint.