Die nordfriesische DIAKO Fachklinik für Psychiatrie und Psychosomatik in Breklum ist eine der wenigen Modellkliniken, die mit einem „Regionalen Psychiatrie-Budget (RPB)“ arbeitet. Und das mit Erfolg. Das stellten jedenfalls inzwischen Wissenschaftler der Uni Dresden fest, die die Qualität der Patientenversorgung überprüften – und gute Noten ausstellten, teilte die wissenschaftliche Mitarbeiterin der DIAKO, Dr. Anke Bauer, mit.
Das Regionalbudget wurde erstmals 2003 im Kreis Steinburg gestartet. Regionalbudget bedeutet: Je nach den individuellen Erfordernissen erhält ein Patient eine ambulante, tagesklinische oder vollstationäre Behandlung – ohne dass die Klinik dafür finanzielle Einbußen hinnehmen muss. Dies erlaube der Klinik die Ausweitung ambulanter und tagesklinischer Angebote. Die Dresdner Wissenschaftler nahmen nach Angaben der DIKAO Fachklinik bei ihrer Auswertung im Auftrag der Krankenkassen den Zeitraum von 2013 bis 2015 ins Visier. Neben Aspekten wie Behandlungstagen, Arbeitsunfähigkeit und Wiederaufnahmen untersuchten die Wissenschaftler auch die Diagnosen der Patienten, Medikamentenverschreibungen und vieles mehr. Die Daten der DIAKO Fachklinik wurden mit den Daten von Kliniken verglichen, die nicht mit einem Psychiatrie-Budget arbeiten, sondern fallbezogen abrechnen.
Als „signifikante Ergebnisse“ des Forschungsberichts zählt die Fachklinik auf: Patienten der DIAKO Fachklinik seien in dem Jahr nach ihrer Erstaufnahme weniger Tage vollstationär behandelt worden und weniger Tage arbeitsunfähig gemeldet gewesen als Patienten der Vergleichskliniken. Es wurden mehr DIAKO-Patienten tagesklinisch behandelt und die Qualität der Therapie habe nicht unter den kürzeren vollstationären Aufenthalten gelitten. Ein „Drehtüreffekt“ oder „Ärzte-Hopping“ der Patienten sei kaum vorgekommen. Und: „Bei den Patienten der DIAKO Fachklinik kam es zudem seltener zu Verschlechterungen des sehr häufigen Krankheitsbildes einer Depression als bei Patienten der Vergleichskliniken“, hebt Dr. Anke Bauer weiter hervor.
„Wir möchten an dieser Stelle noch ergänzend auf einige weitere Effekte hinweisen“, ergänzt Ingo Tüchsen, Geschäftsführer der DIAKO Nordfriesland, „die Gründe der DIAKO Nordfriesland, als Modellklinik mit dem Psychiatrie-Budget zu arbeiten, lagen auch in regionalen Besonderheiten: Randlage, bekannt schlechte psychiatrische und medizinische Versorgung der Grenzgebiete zu Dänemark, der Nordsee und der Inseln, lange Anfahrtzeiten, um nur einiges zu nennen. Die Arbeit mit einem Budget erlaubt uns, die Therapieangebote zu dezentralisieren. Heute haben wir in Husum, Niebüll und Breklum psychiatrische Tageskliniken und Ambulanzen, neben der Fachklinik in Breklum. Dadurch haben wir erreicht, dass deutlich mehr Patienten aus den Randgebieten psychiatrische Versorgung in Anspruch nehmen können. Die Dresdner Wissenschaftler vermuten dabei sogar, dass die positiven Effekte des Modellprojektes in Nordfriesland noch unterschätzt werden.“
„Das Fazit der Dresdner Wissenschaftler: ‚Falls bei den anderen Modellkliniken ähnliche Ergebnisse erzielt werden wie in Nordfriesland so wäre das Regionale Psychiatrie Budget als Regelversorgung zu empfehlen‘, macht uns stolz und lässt uns hoffen, dass diese gute Versorgungsform bald überall im Land Nachahmer findet“, so Dr. Christoph Mai, Geschäftsführer der DIAKO Nordfriesland und Chefarzt der DIAKO Fachklinik. (rd)