Keine Treffen. Keine Therapietermine. Keine Arbeit, weil die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen schließen. Was bedeutet die Corona-Krise für Menschen mit psychischen oder Suchtkrankheiten? Eine Umfrage in Schleswig-Holstein zeigt: Die Lage scheint weniger kritisch, als vielleicht zu erwarten wäre. Folgt das dicke Ende später?
„Das System reagiert flexibel und schnell, alle Beteiligte bemühen sich“, sagt Thomas Bartels von der Aktionsgemeinschaft Handlungsplan (AGH), einem Netzwerk von Menschen mit psychischen Erkrankungen, Beeinträchtigungen und Behinderungen in Schleswig-Holstein. Dabei sei der Hilfsapparat „sonst so beweglich wie eine Wanderdüne“. Aber in den besonderen Zeiten haben Beratungsstellen, Therapiezentren und Kliniken meist pragmatisch neue Wege gefunden.
„Die Türen sind geschlossen, aber drinnen geht die Arbeit weiter“, verspricht die Aktionsgemeinschaft Handlungsplan (AGH. Das Team sei per Telefon und E-Mail zu erreichen. Ebenfalls „überwiegend telefonisch“ laufe die Therapie der Institutsambulanz des Psychiatrischen Krankenhauses Rickling, so die Klinik-Sprecherin Regina Rocca. „Persönliche Begegnung werden in Notfällen angeboten, natürlich unter Einhaltung eines ausreichenden Abstands.“
Schwieriger ist Kontakt per Video, weil aus Gründen des Datenschutzes nur bestimmte Systeme eingesetzt werden dürften, sagt Angela Sachs, Geschäftsführerin der Beratungsstelle „Frauen-Sucht-Gesundheit“ in Kiel. Auch hier laufen die Therapie-Gespräche per Telefon, zudem gibt es eine Online-Beratung. Insgesamt sei die Zahl der Anfragen „gleichbleibend.“
Ähnliches gilt auch für das Krisentelefon im Kreis Schleswig-Flensburg: Es kämen weniger Anfragen als erwartet, berichtet der Vorsitzende des Trägervereins, Manfred Bogner: „Unsere Ehrenamtlichen berichten, es laufe eigentlich eher normal.“
Aber es gibt auch die Kehrseite. So sei in der Suchthilfe zu bemerken, dass die „Lage sich zuspitzt“, sagt Angela Sachs. Am deutlichsten würden die Angehörigen Suchtkranker ihre Sorgen äußern: „Der Druck nimmt zu, die Rückfallgefahr wächst.“
René Skischally, Landesvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP ) sieht ein gemischtes Bild: „Für einige psychisch Kranke kann es sogar entlastend sein, dass der Alltag ruhiger ist. Aber wer etwa in einer Wohngruppe lebt und Auflagen unterworfen ist, kann darunter leiden.“
Viele der Fachleute, mit denen der „Eppendorfer“ sprach, fürchten, dass eine Welle von Hilfebedarf erst noch kommt. „In Krisen funktionieren viele Menschen gut, die Reaktion folgt“, sagt Skischally.
Den vollständigen, ausführlichen Umfragebericht lesen Sie im neuen EPPENDORFER (3/20), der am 4. Mai in den Druck gegangen ist.
(Ein kostenloses Probeexemplar kann unter info@eppendorfer.de angefordert werden)