Papp-Waffenfabrikant

André Robillard stellte aus Fundstücken Objekte wie Pistolen her.
  • Aus unser Serie „OUTSIDER – Künstler im Porträt” – 

Der am 27. Oktober 1931 in Gien, Department Loiret, geborene André Robillard, Sohn eines Wildhüters, der viel trank und gewalttätig war, wuchs in Orléans auf. Während seiner Kindheit und Jugend fiel auch er durch Aggressivität und Gewalttätigkeit, v.a. gegen die Familie, und große schulische Schwierigkeiten auf. Als seine Verhaltensstörung weiter zunahm, wurde er im Alter von 19 in einer psychiatrischen Klinik in Fleury-les-Aubrais untergebracht. Nachdem sein Zustand sich stabilisierte, erlaubte man ihm 1964 in der Kläranlage des Krankenhauses zu arbeiten und in einer Wohnung auf dem Gelände der Klinik zu wohnen.

Von da an begann Robillard mit großer kreativer Energie und offenbar inspiriert durch seine Jagderfahrung mit seinem Vater, Objekte wie Gewehre, Pistolen und Raumschiffe herzustellen. Dazu verwendete er Fundstücke aus der Werkstatt der Klinik (alte Metallteile, Rohre, ausgediente Glühbirnen, Stoffreste, Leder, Bretter, Pappschachteln, Schnüre und Klebeband).

Seit 1989 lebt und arbeitet er selbstständig in seiner kleinen Wohnung, die vollgestopft ist mit einem in vielen Jahren angehäuften Sammelsurium von Abfallprodukten einer Mülldeponie nahe Orléans. Alles ist aber sorgfältig einsortiert nach Themen. Robillard zeichnet auch gerne mit Edding Gewehre, Raumschiffe, Planeten, Sterne und Tiere. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit spielt er Akkordeon und Mundharmonika.

Entdeckt wurde er durch Jean Dubuffet, der 1965 zwei Gewehre von ihm erwarb und in die Collection de l’Art Brut aufnahm. Robillard gehört zu den bekanntesten Art Brut-Künstlern. Seine Werke wurden mehrfach international ausgestellt und befinden sich in bedeutenden öffentlichen Sammlungen, darunter der Collection de l’Art Brut, der Treger/ Saint Silvestre Collection, der Collection abcd sowie im Museum of Everything, Paris, und im Palais des Beaux Arts, Brüssel. Turhan Demirel