„Umerziehung” als Mission

Der verlorene Sohn: Lucas Helges mit Nicole Kidman. Foto: Universal Pictures International Germany GmbH

Homosexualität ist noch lange nicht überall „normal”, wie ein aktueller Spielfilm über bis heute praktizierte hoch umstrittene „Umerziehungsmaßnahmen” zeigt. Lange Zeit wurde Homosexualität als psychische Störung betrachtet. Erst 1974 strich die American Psychological Association (APA) dies aus ihrer Liste der psychischen Störungen und erst 1992 aus dem ICD-10-Katalog. Doch „Reparativtherapie“ oder Konversionstherapie wie die insbesondere von religiösen Gruppen wie der evangelikalen Bewegung geförderten umstrittenen Methoden der Psychotherapie genannt werden, die die Abnahme homosexueller und die Entwicklung heterosexueller Neigungen zum Ziel haben, gibt es bis heute. Auch in Deutschland. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, selbst homosexuell, schob jüngst die Prüfung einer Verbotsreglung an. Die Grünen hatten zuvor viele Jahre vergeblich für ein Verbot gekämpft.

Wie eine solche „Behandlung“ aussieht und sich auf die Psyche der Betroffenen und ihrer Familien  auswirkt, zeigt eindrücklich der aktuell im Kino gezeigte amerikanische Film „Der verlorene Sohn“. Er erzählt die Geschichte des neunzehnjährigen Jared (Lucas Hedges), der in einem Baptistenprediger-Haushalt in den  Südstaaten aufwächst. Als sein streng gläubiger Vater (Russell Crowe) von der Homosexualität seines Sohnes erfährt, drängt er ihn zur Teilnahme an einer fragwürdigen Reparativtherapie. Notgedrungen lässt er sich auf die „Behandlung“ ein. Seine Mutter (Nicole Kidman) begleitet ihn zu der abgeschotteten Einrichtung, deren selbst ernannter Therapeut ein entwürdigendes und unmenschliches Umerziehungsprogramm leitet.

Der Film basiert auf  einer wahren Geschichte und dem autobiografischen Roman „Boy Erased“, in dem Garrard Conley seinen Kampf gegen Homophobie und für ein selbstbestimmtes Leben schildert. In den USA ist es heute noch in mehr als 30 Bundesstaaten erlaubt, seine Kinder in christliche Umerziehungscamps einzuweisen. Hunderttausende sollen dort schon Opfer von Konversionstherapien geworden sein. 

Immerhin: Am 27. August 2018 stellt der Vatikan klar, das Homosexualität keine Krankheit sei, und daher Therapien zur Heilung, sogenannte Reparativtherapien, nicht befürwortet werden. (rd)

„Der verlorene Sohn”, seit 21.2. im Kino