Nach zweijähriger, pandemiebedingter Verspätung ist in der Bremer Überseestadt das größte inklusive Wohnprojekt Deutschlands feierlich eröffnet worden: das BlauHaus. In Kooperation mit der Psychiatrie-Reformbewegung „Blaue Karawane” entstanden über 80 barrierefreie Wohnungen, die teils auch für Wohngemeinschaften geeignet sind.
Bauherr ist das städtische Wohnungsbau-Unternehmen Gewoba, das für das Projekt nach früheren Angaben einer Sprecherin knapp 21 Millionen Euro investierte. Weitere Partner sind der Kita-Trägerverein „Quirl-Kinderhäuser”, der Bremer Martinsclub und der Verein „Inklusive WG Bremen” – und die rund 170 Bewohnerinnen und Bewohner nebst Schirmherrin Luise Scherf.
170 Bewohnerinnen und Bewohner und eine „Blaue Manege”
Hier leben nun psychisch, geistig und/oder körperlich beeinträchtigte Menschen zusammen mit gesunden Normal- und Wenigverdienenden. Auf dem knapp 7.800 Quadratmeter großen Grundstück entstanden für sie zwei fünfgeschossige Wohngebäude und die eingeschossige „Blaue Manege”, ein Begegnungszentrum inklusive Werkstätten, die auch Nachbarn aus der Umgebung offen stehen. Die Wohnungszuschnitte reichen von Mikro-Appartements mit 28 Quadratmetern bis hin zu Fünf-Zimmer-Wohnungen mit 99 Quadratmetern. Einige Wohnungen wurden an die speziellen Bedürfnisse schwerbehinderter Rollstuhlfahrer angepasst.
„Als inklusives Modellprojekt entspricht das BlauHaus vollständig dem Leitgedanken der internationalen Behindertenrechtskonvention und ist als integratives Projekt bisher bundesweit einmalig“, so die Senatspressestelle. Ziel sei, aus den individuellen praktischen Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen einen Pool von Ressourcen zu bilden, welcher der Gemeinschaft nützt und von dem jede und jeder Einzelne profitiert.
Die seit den 1980er Jahren bestehende „Blaue Karawane”(eine Initiative aus behinderten, nicht behinderten und psychiatrieerfahrenen Menschen, die sich mit der Auflösung der psychiatrischen Anstalt Kloster Blankenburg gründete) gab den Anstoß für das „BlauHaus‘-Projekt“. Dr. Klaus Pramann ist einer der Gründerväter der ‚Blauen Karawane‘, aus der 2004 erstmals die Idee für das Wohnprojekt reifte. „Zu Beginn war es eine Wolke und der Witz ist, dass sich überhaupt Jemand darauf eingelassen hat“ erinnerte sich Pramann, der hauptberuflich Neurologe und Psychiater ist, bei einer Veranstaltung anläßlich des Stiftungspreises der Deutschen Gesellschaft für soziale Psychiatrie (DGSP e.V.) im Jahr 2016. (rd)