Wie von
Geisterhand …

Vision des Brandes von Ahausen. Das Auge der „Spökenkiekerin“, der Frau mit dem zweiten Gesicht, sieht über Jahre hinweg ein Ereignis voraus. Der letzte bedeutende und einwandfrei belegte Fall derartigen Hellsehens ist die Magd von Ahausen aus Rotenburg in der Lüneburger Heide. Im Jahre 1900 hatte sie das Gesicht eines großen Brandes. Sie bezeichnete genau die Häuser, die abbrennen und die Häuser, die stehen bleiben würden. Man konnte sich auf ihre Angaben verlassen, denn viele andere Gesichte, die sie hatte, waren ebenfalls eingetroffen. Freiburg, um 1950, Leif Geiges, Archiv des IGPP, Sammlung Leif Geiges

Schlurfende Schritte auf dem menschenleeren Dachboden, Brötchen fliegen wie von Geisterhand durch die Luft: Mit übersinnlichen Phänomen befasst sich die Ausstellung „Spuk! Die Fotografien von Leif Geiges“ im Freiburger Augustinermuseum – Haus der Graphischen Sammlung. Bis 26. September werden rund 200 Schwarz-Weiß-Bilder des Fotografen und Bildjournalisten Leif Geiges (1915-1990) gezeigt. Der hat sich Motiven gewidmet, die dem gesunden Menschenverstand widersprechen: Er hat nachgestellte Spukphänomene aus den 1950er Jahren aufgenommen. 

Geiges arbeitete viele Jahre lang mit dem  dem Parapsychologen Professor Hans Bender (1907-1991) von der Universität Freiburg, zusammen.   Dieser hatte sich auf die wissenschaftliche Untersuchung okkulter und paranormaler Phänomene spezialisiert und 1950 das „Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V.“ (IGPP) in Freiburg-Herdern gegründet. Leif Geiges hat die ersten Forschungen von Hans Bender in Spukhäusern dokumentiert. Ebenso hat er Aufzeichnungen über Phänomene wie Wahrträume veranschaulicht, magische Praktiken wie Tischrücken oder Kristallsehen illustriert und Benders Experimente zur außersinnlichen Wahrnehmung aufgenommen.

Fürchterliches Getöse im Gang …

Da ist zum Beispiel die zweiteilige Bildsequenz einer Spukerscheinung in der Gemeinde Lauter, die Geiges mit Hilfe der betroffenen Hausfrau festgehalten hat: „Nach einem fürchterlichen Getöse im Gang fand Frau S. den Teppich, der aufgerollt im Speicher gestanden hatte, zu einer Schlange gedreht und der Deckel der Zinnkanne war die Treppe hinunter gefallen. Niemand befand sich außer ihr im Haus.“

Oder die dreiteilige Bildergeschichte, mit der Leif Geiges den Fall der fliegenden Brötchen illustriert hat: „Herr Plach war im Dorf und hat für das Frühstück Butter und Brötchen eingekauft. In der Küche legte er Butter und Brötchen auf eine Truhe neben den Tisch. Wenige Minuten später begannen die Brötchen wie Schwalben in der Küche herumzufliegen … und fielen schließlich auf den Fußboden.“

Die Vision einer „Spökenkiekerin”

Geiges hat dabei auch vielfach mit Fotomontagen gearbeitet. In zwei weiteren Bildern stellte er zum Beispiel die Vision einer hellsehenden „Spökenkiekerin“ nach. Sie hatte einen Brand prophezeit, der sich später in der vorausgesagten Form ereignet haben soll, so das  Museum in seiner Ausstellungsankündigung. 

Das Bildmaterial von Leif Geiges werde erstmals  umfassend präsentiert. Zu seiner Entstehungszeit sei es auszugsweise in Magazinen erschienenen. Dies ergebe einzigartige Einblicke in ein wissenschaftliches und gesellschaftliches Spannungsfeld der Nachkriegszeit. (rd)

Ausstellung “Spuk! Die Fotografien von Leif Geiges” bis 26. September, Augustinermuseum – Haus der Graphischen Sammlung, Freiburg. Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag, 10-17 Uhr (Freitag bis 19 Uhr). Eintritt 5 Euro / erm. 3 Euro,

https://www.freiburg.de/pb/,Lde/1666964.html