Die Reform des Psychotherapie-Gesetzes 2017 sollte eigentlich dazu führen, dass Patienten schneller Hilfe bekommen. Doch das Gegenteil scheint der Fall. Seit der Reform müssen Psychotherapeuten mit Kassenzulassung pro Woche 100 Minuten Sprechzeit für akute Anfragen freihalten. Danach allerdings müssen sie weiterhin oft sehr lang auf die eigentliche Behandlung warten, kritisiert die Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Dr. Felicitas Bergmann, Projektbeauftrage der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT), in einem Radiointerview mit dem Südwestrundfunk. Nach dem Erstgespräch würden sie weggeschickt oder kommen auf eine Warteliste. Durch die zusätzlichen Sprechstunden, die vorgehalten werden müssen, hätten sich die Wartezeiten bis zur eigentlichen Therapie sogar noch mal verlängert. Therapien in Privatpraxen, wo eher Plätze zu finden sind, würden die Kassen meist nicht zahlen. Bergmann kritisiert vor allem eine „falsche Bedarfsplanung”. Der gemeinsame Bundesschuss sei bereits vor Jahren damit beauftragt worden, diese Zahlen zu überarbeiten. Das sollte eigentlich schon bis zum 1. Januar 2017 passiert sein. Bis dahin habe der G-BA aber gerade mal ein Gutachten in Auftrag gegeben, das den reellen Bedarf ermitteln sollte.
Interview.
Felicias Bergmann mach Probleme auch unter dem Twitter-Account @psychoterrorpie öffentlich.
Der Berufsverband DGVT startet im Frühjahr 2018 mit www.Kassenwatch.de eine interaktive Plattform, auf der Mitglieder ihre Einzelfälle zusammentragen und Juristen, Kostenerstattungsexperten und andere Community-Mitglieder Lösungsvorschläge machen können.