Was für ein Abenteuer: Mit einem altersschwachen Bus bis zum Nordkap fahren und wieder zurück – das ist Ziel und Aufgabe eines sechsköpfigen, inklusiven Teams aus Bargteheide, das im Juni am Baltic Sea Circle 2018 teilnehmen will. Das heißt: 7500 Kilometer auf teils schwer befahrbaren Straßen – ohne GPS, denn das ist laut Reglement ebenso verboten wie die Benutzung von Autobahnen.
Die Vorbereitungen der „All Inklusiv Crew“ der gemeinnützigen tohus GmbH haben bereits begonnen, gilt es doch, den arg bemoosten VW-Bus T4, Baujahr 1992, mit 280.000 Kilometern auf dem Buckel erst mal fahrtüchtig zu machen. Allein dies ist eine Herausforderung für die Teilnehmer am Projekt, die teilweise mit psychischen Erkrankungen, seelischen Behinderungen und/oder Abhängigkeitserkrankungen zu kämpfen haben. Die beiden Straßensozialarbeiter Fabian Josten und Jörn Brücken von tohus werden beim Start am 16. Juni 2018 auf dem Hamburger Fischmarkt im Bus sitzen.
Die vier anderen Mitfahrer rekrutieren sich aus den zwei Gruppen, die für dieses Projekt gebildet wurden und von Fachleuten und Experten angeleitet und unterstützt werden: der „Schrauber-gruppe“, die an der Instandsetzung des Fahrzeugs arbeitet, und der Social Media Gruppe, die sich um Öffentlichkeitsarbeit, Spenden und Unterstützung und die Dokumentation des Geschehens kümmert.
Vor der Crew wird dann eine Rundreise durch mehrere Länder rund um die Ostsee liegen, die sie auch nach Russland mit den Städten Murmansk, St. Petersburg und Kaliningrad führen wird. Am 1. Juli muss der Bus mit Besatzung wieder in Hamburg sein.
Das Gefährt gehörte mal dem Schmidts Tivoli
Am Baltic Sea Circle nahmen 2017 insgesamt 251 Teams teil. Die Abenteuer-Rallye ist ein Charity-Event für alte Autos welche älter als 20 Jahre sein müssen und weniger als 2500 Euro in der Anschaffung kosten dürfen. Die „All Inklusiv Crew“ gab für ihr rot-weißes Gefährt, das einmal dem Schmidts Tivoli gehörte, 800 Euro aus. Nun steht es auf dem Gelände der Villa Wacker, An den Stücken 49, unweit des Bargteheider Bahnhofes, die von der Stadt zur Verfügung gestellt wurde. Ein Schuppen ist der ideale Unterstand für die Schraubergruppe, die den Bus auf Zulassungsfähigkeit trimmen muss.
Krischan Sester-Stehn wird als gelernter Maschinenbauer der inklusiven Gruppe zur Seite stehen. Er rechnet mit einem dreistelligen Stundenbereich an Arbeit: „Erst einmal muss eine Bestandsaufnahme gemacht werden, nach Möglichkeit ohne Zeitdruck. Fahrwerk, Bremsen, Elektronik, Motor – alle Komponenten kommen auf den Prüfstand.“ Unterstützung kommt von der Werkstatt für behinderte Menschen Bad Oldesloe, die ihre KfZ-Werkstatt zur Verfügung stellt. Aber die Reparatur kostet auch, einen unteren vierstelligen Betrag, vermutet Sester-Stehn.
Überhaupt das Geld: Da der Baltic Sea Circle eine Charity-Veranstaltung ist, sind die Teilnehmer der Rallye verpflichtet, Spenden für soziale Projekte zu sammeln. Im Fall der „All Inklusiv Crew“ bedeutet dies, dass die Spenden für die eigene Teilnahme und für weitere eigene inklusive Projekte verwendet werden. 2500 Euro braucht man, um überhaupt teilnehmen zu können (Startgeld, die Teilnahmekosten pro Person und der Mindestbeitrag an gesammelten Spenden). Hinzu kommen 1500 Euro für die Verpflegung und Ausrüstung, Dieselkosten und Übernachtung, 3000 Euro für die Reparatur des Busses und 2000 Euro für Hardware, Werkzeuge sowie Materialien.
Die insgesamt 9000 Euro will die Gruppe bei Geschäftsleuten, Firmen und Privatpersonen einwerben, die sich als Teil eines inklusiven Projektes begreifen. Spender und Unterstützer haben jederzeit die Möglichkeit, sich über den Stand der Dinge in den sozialen Netzwerken zu informieren oder selber einmal vorbeizuschauen. Bargteheides Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht zeigte sich als Schirmherrin des Projektes bei dessen öffentlicher Präsentation begeistert. Und Pastor Eckhard Drews, Geschäftsführer der tohus GmbH, die Menschen mit psychischen und Suchterkrankungen in Bargteheide betreut und die zum Unter- nehmensverbund der Evangelischen Stiftung Alsterdorf gehört, betonte bei diesem Anlass noch einmal die Bedeutung der Inklusion. Denn jeder Mensch sei gleichwertig. Der Baltic Sea Circle – hier ist auch der Weg dahin das Ziel. Jeder kann sich nach seinen eigenen Möglichkeiten einbringen. Wer Lust hat: Immer freitags trifft sich die Gruppe in der Villa Wacker.
Michael Freitag
Mehr unter www.tohus-alsterdorf.de oder www.balticrally.superlative-adventure.com; Facebook: #AllInklusivCrew, Kontakte: Jörn Brücken (j.bruecken@ tohus.alsterdorf.de; Tel.: 0170/9161449) und Fabian Josten (f.josten@tohus.alsterdorf.de; Tel.: 0170/3301396).